Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Tattooentfernung birgt giftige Risiken

Sonntag, 16. August 2015 – Autor:
Unerwünschte Tattoos werden meist per Laser entfernt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt jetzt vor giftigen Stoffen, die dabei freigesetzt werden. Die Wissenschaftler hatten unter anderem hohe Konzentrationen von Blausäure entdeckt.
Tattooentferung per Laser: Toxische Substanzen wie Blausäure identifiziert

Tattooentferung per Laser: Toxische Substanzen wie Blausäure identifiziert

Tattoos sind nach wie vor stark im Trend. Wem die Tätowierung eines Tages nicht mehr gefällt, kann sie sich wieder entfernen lassen. Die gängigste Entfernungsmethode ist eine Laserbehandlung. Die aber scheint nicht ganz ohne Risiko zu sein, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) jetzt mitteilt. Die Wissenschaftler hatten bei der Tattooentfernung mittels Rubinlaserbestrahlung toxische und krebserregende Stoffe gefunden. Dazu gehören 1,2-Benzendicarbonitril, Benzonitril, Benzol sowie Blausäure. „Wir konnten zum ersten Mal zeigen, dass bei der Laserbehandlung eines Tätowierungspigments in wässriger Suspension Stoffe in Konzentrationen entstehen, die hoch genug wären, in der Haut Zellschäden zu verursachen“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Mögliche Risiken könnten je nach Größe der Tätowierung, Pigmentkonzentration, Körperstelle, Bestrahlungsdosis sowie der verwendeten Wellenlänge des Lasers unterschiedlich sein.

Tatooentfernung: Blausäure ist ein Abbauprodukt

Rubinlaser werden insbesondere von Hautärzten für die Entfernung blauer Tätowierungen bzw. des Blaupigments Kupfer-Phthalocyanin verwendet. Unter all den Verbindungen, die durch Rubinlaserbestrahlung von Kupfer-Phthalocyanin entstehen, ist Blausäure (HCN) aufgrund ihrer starken Zytotoxizität von besonderer Bedeutung, berichten Hensel und seine Kollegen vom BfR im Fachmagazin „The Lancet“. Das farblose, schnell wirkende toxische Gas könne eingenommen oder eingeatmet zu einer lebensbedrohlichen Cyanidvergiftung führen. Es seien aber auch immer wieder Fälle von gesundheitlichen Beeinträchtigungen nach Aufnahme über die Haut beschrieben worden, so die Wissenschaftler.

Je größer das Tattoo, desto höher das Risiko

Ab einer lokalen Pigmentkonzentrationen von etwa 30 Mikrogramm pro Milliliter Blausäure sei von gesundheitlichen Risiken auszugehen. Diese Konzentration werde insbesondere gut in durchbluteten Gewebeschichten und bei der Bestrahlung extrem großer Tätowierungen ab 500 Quadratzentimeter locker erreicht.

In der Untersuchung des BfR wurde der laserinduzierte und temperaturabhängige Abbau des Blaupigments Kupfer-Phthalocyanin simuliert. Alle flüchtigen Abbauprodukte wurden mittels gaschromatographischer (GC) Trennung und anschließender massenspektrometrischer (MS) Analyse bestimmt. Dabei fanden die Wissenschaftler Hinweise auf das Vorhandensein flüchtiger und hochgiftiger Verbindungen wie Blausäure (HCN) und Benzol. Um jeglichen Verlust solcher Verbindungen während der Aufbereitung und Analyse auszuschließen, setzten die Forscher die eigens entwickelte dynamische Headspace (DHS)-Methode ein. Dadurch gelang es, die erwarteten Verbindungen sehr empfindlich und spezifisch nachzuweisen.

Das Fazit der BfR-Wissenschaftler: Die Tattooentfernung mittels Laser kann zu toxischen Spaltprodukten führen. Da ein gesundheitliches Risiko nicht ausgeschlossen werden kann, rät das BfR die Tattooentfernungen nur mittels medizinisch anerkannter Verfahren und von geschultem Personal in entsprechenden Einrichtungen vornehmen zu lassen. „Verbraucherinnen und Verbraucher sollten in jedem Fall umfassend über die möglichen Risiken der Tattooentfernung aufgeklärt werden“, meint BfR-Präsident Hensel.

Das BfR weist auf seiner Internetseite bereits seit 2004 auf mögliche Risiken durch Tätowierungen hin, hält aber weiteren Forschung für dringend geboten. Obwohl Tattooentfernungen Gang und Gäbe seien, sei derzeit noch viel zu wenig über deren Risiken bekannt, so die Wissenschaftler. 

Foto: © yuryrumovsky - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Haut

Weitere Nachrichten zum Thema Haut

22.03.2019, aktualisiert: 28.01.2020

Größe, Alter, Farbigkeit, Körperstelle: Bei der Entfernung eines nicht mehr gewünschten Tattoos entscheiden verschiedene Faktoren über Preis und Dauer der Prozedur. Da Tätowierungen als selbst gewählte „Schönheitsoperation“ und nicht als „Krankheit“ gelten, übernehmen die Kassen die Kosten für eine Entfernung allerdings nicht.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Interview mit dem Dermatologen Prof. Dr. Dr.-Ing. Jürgen Lademann, Leiter des Bereichs Hautphysiologie an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin