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Täglich vier Stunde im Internet: Medienkonsum bei Kindern während Pandemie stark gestiegen

Freitag, 16. April 2021 – Autor:
Erwartungsgemäß hat die Dauer der Mediennutzung während der Pandemie zugenommen. Knapp 90 Prozent der Kinder sind täglich online und verbringen inzwischen vier Stunden im Netz. Experten warnen vor gesundheitlichen Schäden.
Durch Corona verbringen Kinder noch mehr Zeit am Smartphone und im Internet

Langeweile: Durch Corona verbringen Kinder noch mehr Zeit am Smartphone und im Internet – Foto: © Adobe Stock/JackF

Schon vor der Pandemie haben Kinder und Jugendliche von Tablet und Smartphone reichlich Gebrauch gemacht. Wegen Lockdowns und Home-Schooling verbringen sie nun noch mehr Zeit vor dem Bildschirm. Die „JIM-Studie 2020“ des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs) zeigt: Surften Kinder und Jugendliche 2019 täglich drei Stunden im Internet sind es inzwischen vier Stunden. Dabei entfällt der größte Anteil der Onlinenutzung auf den Bereich der Unterhaltung, also Filme oder Musik streamen. Chatten mit Freunden und Online-Spiel liegen mit 27 Prozent und 28 Prozent in etwa gleichauf. Dagegen entfallen nur elf Prozent der täglichen Nutzungszeit auf die Suche nach Informationen, etwa für Hausaufgaben.

Mehr Zeit fürs Smartphone

„Durch die coronabedingten Einschränkungen hatten die Kinder und Jugendlichen plötzlich nicht nur mehr Zeit zum Chatten und Spielen, für WhatsApp und Instagram, sondern waren auch auf diese Medien angewiesen, um in Kontakt mit Freunden und Klassenkameraden zu bleiben“, sagt Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. Dadurch sei es zu einem extensiven Anstieg der Nutzungszeiten von Fernsehen und digitaler Medien gekommen.

 

Experte sieht gesundheitliche Gefahren

Der Kinder- und Jugendarzt betrachtet diesen Trend mit gemischten Gefühlen. Einerseits sei die Mediennutzung wichtig, um mit anderen in Kontakt zu bleiben und nach Informationen zu suchen. Andererseits stünden den Vorteilen „leider auch erwiesene Nachteile für die körperliche und seelische Gesundheit gegenüber. „Viele Studien bestätigen den unheilvollen Einfluss eines extensiven Medienkonsums auf Bewegungsmangel und Übergewicht, Verhaltensauffälligkeiten und nachlassende Schulleistungen“, sagt Koletzko.

Mehr Kopfschmerzen und Cannabis

Ganz aktuelle Einblicke liefert die internationale WHO-Studie „Health Behaviour in Schoolaged Children (HBSC)“, an der auch 5.094 Schulkinder aus Deutschland beteiligt waren. Die Studie zeigt, dass Nutzungsdauer sozialer Medien mit chronischen Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Schwindel korreliert. Als Ursachen kommen dafür eine schlechte Körperhaltung vor den Bildschirmen oder eine Ermüdung der Augen in Frage. Desweiteren ist der Medienkonsum mit Schlafstörungen assoziiert sowie einer ungesünderen Ernährung und dem Konsum von Suchtmitteln. So greifen Jugendliche, die viel vor dem Bildschirm hängen, demnach häufiger zu Alkohol, Cannabis, Zigaretten und Energydrinks.

Durch Corona kurzsichtig geworden

Dass auch die Augen unter den Folgen des hohen digitalen Konsums leiden, hatten kürzlich Wissenschaftler der Ernst-Abbe-Hochschule Jena zeigen können. Bei Schülern und Studierenden wurde eine „coronabedingte“ Zunahme von Kurzsichtigkeit registriert. Auslöser ist der dauerhafte Blick und hohe Konzentration auf das Display in der Nähe und der Rückgang von Aktivitäten draußen mit Blick in die Ferne.

© Adobe Stock/JackF

Hauptkategorien: Corona , Gesundheitspolitik
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