Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Täglich Kopfschmerzen nach Coronainfektion: Neurologen warnen vor zu viel Schmerzmitteln

Montag, 1. August 2022 – Autor:
Kopfschmerzen im Rahmen von viralen Infekten sind normal. Nach einer Covid-Erkrankung können die Kopfschmerzen noch Monate andauern. Gewöhnliche Schmerzmittel lindern das Long-Covid-Symptom gut, nur sollten sie nicht zu häufig eingenommen werden.
Long-Covid-Symptom: Kopfschmerzen in Folge einer Corona-Erkrankung können über Monate und anhalten

Long-Covid-Symptom: Kopfschmerzen in Folge einer Corona-Erkrankung können über Monate anhalten – Foto: © Adobe Stock/Krakenimages.com

Ob grippaler Infekt, eine Grippe oder Covid-19 – Viruserkrankungen gehen bei vielen Betroffenen mit Kopfschmerzen einher. Es gibt sogar eine eigene IHS-Klassifikation (ICHD-3) für diesen „Kopfschmerz in Folge einer systemischen Virusinfektion“, sofern eine Hirnhautentzündung (Meningitis) sowie Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) ausgeschlossen wurden.

Kopfschmerz häufiges Long-Covid-Symptom

Anders als bei anderen Viruserkrankungen können die Kopfschmerzen bei Covid-19 ungewöhnlich lange dauern. Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Long-Covid-Symptomen. Laut einem Review, erschienen im Fachjournal headache, sind bis zu 45 Prozent der Patienten auch nach der COVID-19-Akuterkrankung von Kopfschmerzen betroffen. 60 Tage nach der akuten Viruserkrankung, litten immerhin noch 16,5% an den Kopfschmerzen, nach 90 Tagen noch 10,6% und nach einem halben Jahr 8,4%. In einer Arbeit wurde gezeigt, dass 61% derer, die von „Long-/oder Post-COVID-Kopfschmerzen“ betroffen sind, täglich Kopfschmerzen haben.

Täglich und permanent

Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, liest aus den Studienergebnisse neben einer sehr hohen Prävalenz noch einen weiteren relevanten Punkt heraus: „Offensichtlich ist SARS-CoV-2 ein Trigger für sogenannte neue täglich auftretende, andauernde Kopfschmerzen („new daily persistent headache“/NDPH), ein Phänomen, das wir bisher vor allem von Viren der Herpes-Familie kennen“, sagt er. Dabei handle es sich aber keinesfalls nur um eine Verschlimmerung vorbestehender Kopfschmerzerkrankungen, sondern vielfach um „neu ausgelöste.“

So ähnlich wie Spannungskopfschmerz

Der Neurologe verweist auf verschiedenen Studien, wonach 47 bis 80 Prozent der Patienten mit vorbestehenden Kopfschmerzerkrankungen angaben, dass sich die COVID-19-assoziierten Kopfschmerzen von den bisherigen unterschieden. Der neue Kopfschmerz war häufig beidseitig und dumpf-drückend, also ähnlich wie Spannungskopfschmerz. Bei einem Teil der Betroffenen waren sie auch von einer Geräusch- oder Lichtempfindlichkeit oder Übelkeit und Erbrechen begleitet, was man ansonsten nur von der Migräne kennt. Eine Migräne tritt in der Regel eher einseitig auf.

COVID-19-assoziierte Kopfschmerzen sprechen in der Regel gut auf nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Aspirin an. DGN-Experten warnen davor, die Schmerzmittel zu häufig und zu lange einzunehmen. Zum einen können NSAR in selteneren Fällen die Nieren schädigen - und zum anderen den sogenannten medikamenteninduzierten Kopfschmerz hervorrufen – ein Teufelskreis entsteht:

 „Medication Overuse Headache“

„Menschen mit Wochen oder gar Monate andauernden Kopfschmerzen nach einer COVID-19-Erkrankung sollten daher sparsam mit Kopfschmerztabletten umgehen, um nicht in das ‚Hamsterrad´ des medikamenteninduzierten Kopfschmerzes zu geraten“, rät DGN-Generalsekretär Professor Peter Berlit, „Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber es lohnt sich in jedem Fall, auch nichtmedikamentöse Strategien auszuprobieren.“ Das Portfolio reiche von Bewegung an der frischen Luft über Entspannungstechniken und Stressreduktion. In schweren Fällen sollte eine auf Kopfschmerzen spezialisierte Neurologin/spezialisierter Neurologe aufgesucht werden.

Von einem „Medication Overuse Headache“ gehen Ärzte aus, wenn an über 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen auftreten und diese über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten mit einem oder mehreren Schmerzmedikamenten behandelt werden.

Hauptkategorie: Corona

Weitere Nachrichten zum Thema Long-Covid

Kognitive Probleme wie Konzentrationsprobleme und Gedächtnislücken sind eines der häufigsten Symptome von Long-Covid. Nun haben Wissenschaftler eine mögliche Ursache entdeckt: erhöhte Alzheimer-Biomarker im Blut von betroffenen Patienten. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie interpretiert die beunruhigenden Ergebnisse.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Drei Millionen Deutsche greifen jeden Tag zu Kopfschmerztabletten. Diese helfen in der Regel zuverlässig, sollten aber nicht zu häufig eingesetzt werden, weil sie sonst das Problem verschlimmern. Damit es nicht so weit kommt, raten Ärzte, die „10/20-Regel" als Maßstab zu nehmen: 20 Tage pro Monat ohne, höchstens 10 Tage mit Kopfschmerzmitteln.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin