Supermarkt verkauft Champignons mit extra viel Vitamin D

Champignons, die mit UV-Licht bestrahlt werden, enthalten extra viel Vitamin D – Foto: ©lesslemon - stock.adobe.com
Die Supermarktkette Kaufland bietet neuerdings Zuchtchampignons an, die durch die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht reich an Vitamin D sein sollen. 200 Gramm kosten um die zwei Euro. Die Bestrahlung ahmt einen Vorgang in der freien Natur nach. Da bilden Champignons unter dem Einfluss des Sonnenlichts reichlich Vitamin D. Bei herkömmlichen Zuchtchampignons passiert das kaum, da sie nicht bei Tageslicht sprießen.
"100 Gramm enthalten 125 Prozent der empfohlenen Tagesdosis", verspricht das Etikett. Stiftung Warentest hat die Pilze ins Labor geschickt und veröffentlichte die Ergebnisse im aktuellen "test"-Heft. Fazit: Das Verfahren funktioniert. Die Vitamin-D-Gehalte liegen im Durchschnitt bei 9,6 Mikrogramm je 100 Gramm und damit deutlich über den Gehalten gewöhnlicher Zuchtchampignons.
Vitamin-D-Gehalt schwankt von Packung zu Packung
Bei einer Stichprobenanalyse von gewöhnlichen Pilzen wurden nur etwa 0,3 Mikrogramm Vitamin D pro 100 Gramm ermittelt. Bezogen auf den Durchschnittswert stimmt also das Versprechen des Anbieters, dass die Vitamin-D-Pilze 30-mal mehr von dem sogenannten Sonnenvitamin enthalten, schreiben die „test“-Autoren weiter.
Der Inhalt von sieben Packungen wurde untersucht. Dabei stellte sich heraus: Der Vitamin-D-Gehalt schwankt deutlich von Packung zu Packung. Der niedrigste Gehalt lag bei 5,3 Mikrogramm Vitamin D pro 100 Gramm. Der höchste Gehalt bei 15,1 Mikrogramm.
Überdosis Vitamin D ist nicht zu befürchten
Dieser Wert überschreitet sogar den Höchstgehalt, den die EU für derlei neuartige Lebensmittel gemäß der europäischen Novel-Food-Verordnung festgesetzt hat: 10 Mikrogramm pro 100 Gramm. Eine Überdosis an Vitamin D müssen Pilzliebhaber aber nicht befürchten. Selbst von den Vitamin-D-reichsten Pilzen könnten sie auf Dauer täglich bedenkenlos mehrere Packungen essen.
Vor dem Hintergrund, dass sich die Vitamin-D-Gehalte der Spezial-Champignons so stark unterscheiden, halten die Verbraucherschützer die präzise Vitamin-D-Angabe auf der Packung von 6,25 Mikrogramm pro 100 Gramm aber für scheingenau. Darüber hinaus sind die Pilze nicht korrekt benannt: Die Novel-Food-Verordnung verlangt, dass Zuchtchampignons, die mit UV-Strahlen behandelt wurden, "UV-behandelte Pilze (Agaricus bisporus)" heißen müssen. Auf dem Etikett steht nur "Vitamin D Pilze" und "Kulturchampignon".
Hering und Lachs enthalten viel Vitamin D
Die Ernährung leistet üblicherweise nur einen kleinen Beitrag zur Vitamin-D-Versorgung. Über die Nahrung deckt der Mensch lediglich 10 bis 20 Prozent des Bedarfs ab. Nennenswerte Mengen sind in fettem Seefisch wie Hering und Lachs enthalten. Kleinere Mengen liefern zum Beispiel Eigelb und Margarine, die mit Vitamin D angereichert werden darf.
Der Vitamin-D-Gehalt liegt bei Hering bei 25 Mikrogramm pro 100 Gramm (Atlantik) beziehungsweise 7,8 Mikrogramm pro 100 Gramm (Ostsee), bei Lachs sind es 16 Mikrogramm. Weitere Werte: Makrele (4 Mikrogramm), Auster (8 Mikrogramm), Rinderleber (1,7 Mikrogramm), Margarine mit zugesetztem Vitamin D (7,9 Mikrogramm), Eigelb (5,6 Mikrogramm), herkömmliche Zucht-Champignos (0,3 Mikrogramm), UV-Pilze (9,6 Mikrogramm).
Überdosis bei mehr als 100 Mikrogramm Vitamin D pro Tag
Für bestimmte Risikogruppen kann die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten sinnvoll sein, zum Beispiel bei Bettägerigen oder Menschen ab etwa 65 Jahren, die nicht mehr so gut Vitamin D über die Haut bilden können. Unter der Voraussetzung, dass keine körpereigene Vitamin-D-Produktion stattfindet, hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) angemessene tägliche Zufuhrmengen berechnet.
Für Kinder ab einem Jahr, Jugendliche und Erwachsene sollte die Tagesdosis bei 800 Internationalen Einheiten (I.E.) liegen. Das entspricht 20 Mikrogramm Vitamin D pro Tag. Die übliche Tagesdosis für Säuglinge beträgt 400 bis 500 I.E. - das entspricht 10 bis 12,5 Mikrogramm Vitamin D. Wenn jemand mehr als 100 Mikrogramm Vitamin D am Tag einnimmt, ist seine Zufuhr überhöht.
Zwei- bis dreimal pro Woche in die Sonne gehen
Der Mensch deckt seinen Bedarf an Vitamin D, das für die Gesundheit von Zähnen und Knochen wichtig ist, hauptsächlich durchs Sonnenlicht im Sommerhalbjahr. Fachgesellschaften empfehlen daher, zwischen März und Oktober zwei- bis dreimal pro Woche Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz der Sonne auszusetzen.
Grelle Mittagssonne sollte man dabei vermeiden. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) reicht bereits die Hälfte der Zeit, in der sonst ungeschützt ein Sonnenbrand entstehen würde. Wer länger in der Sonne bleibt, sollte sich vor ihr schützen, etwa mit Sonnencreme. Der Körper kann einen Vorrat an Vitamin D speichern, der bei den meisten Menschen ausreicht, um ohne Mangelerscheinungen über die dunkle Jahreszeit zu kommen.
Erhöhtes Risiko für knochenschwächende Erkrankungen
Tatsächlich sind nur etwa 44 Prozent der Erwachsenen und rund 54 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ausreichend mit Vitamin D versorgt, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI). Alle anderen leiden aber nicht gleich an einem behandlungsbedürftigen Mangel.
Lediglich bei etwa 15 Prozent der Erwachsenen und 13 Prozent der Kinder und Jugendlichen liegt laut RKI eine mangelhafte Vitamin-D-Versorgung vor - mit einem erhöhten Risiko für knochenschwächende Krankheiten wie Osteoporose und Osteomalazie. Für die Betroffenen kann es nach Rücksprache mit dem Arzt sinnvoll sein, Vitamin-D-Präparate einzunehmen.
Champignons mit extra viel Vitamin D
Die DGE steht den mit UV-Licht bestrahlten Champignons, die extra viel Vitamin D enthalten, positiv gegenüber. "Bei gesunden Erwachsenen können sie den Vitamin-D-Status signifikant verbessern", sagt DGE-Sprecherin Silke Restemeyer. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa hat für gesunde Menschen einen Vitamin-D-Referenzwert in Höhe von 5 Mikrogramm pro Tag festgesetzt, der üblicherweise über Nahrungsmittel gedeckt wird. Mit 50 Gramm der Vitamin-D-Champignons wäre dieser Wert schon erreicht.
Für Risikogruppen, die kein körpereigenes Vitamin D bilden können, hat die DGE den Bedarf eingeschätzt - für Erwachsene liegt er bei 20 Mikrogramm pro Tag. Diese Menge ließe sich etwa durch rund 200 Gramm Vitamin-D-Pilze aufnehmen - sogar, wenn sie erhitzt sind. Das Vitamin gilt als hitzestabil.
Mit Pilzen das Vitamin-D-Konto aufpeppen
Die meisten Menschen haben keinen Vitamin-D-Mangel und brauchen keine Pilze mit extra viel Vitamin D. Wer sein Vitamin-D-Konto aber aufpeppen möchte, zum Beispiel im Winter, kann die Pilze durchaus nutzen - eine Überdosierung droht nicht.
Allerdings sollte sich niemand auf die Pilze allein verlassen - das gilt vor allem für Menschen, bei denen das Risiko für einen Vitamin-D-Mangel besteht, etwa Senioren, Menschen mit dunkler Hautfarbe, Frauen, die sich außerhalb des Hauses verhüllen und Menschen, die sich selten im Freien aufhalten. Sie brauchen gegebenenfalls verlässlich dosierte Nahrungsergänzungsmittel, die sie aber nur nach Rücksprache mit dem Arzt und der Messung des Vitamin-D-Spiegels im Blut einnehmen sollten.
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