Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Studium für Hebammen kommt

Sonntag, 4. November 2018 – Autor: Anne Volkmann
Schon lange fordert der Deutsche Hebammenverband eine Verbesserung der Ausbildung- und Arbeitsbedingungen für Hebammen – darunter unter anderem die Akademisierung der Hebammenausbildung. Nun soll das duale Studium für Hebammen tatsächlich kommen.
Geburtshilfe, Hebammen, Hebammenstudium

Eine sichere Geburtshilfe ist nur möglich durch eine qualitativ hochwertige Ausbildung von Hebammen – Foto: ©honcharr - stock.adobe.com

Deutschland hat zu wenig Hebammen. In einigen Regionen der Bundesrepublik haben werdende Mütter bereits Schwierigkeiten, überhaupt eine Geburtshelferin zu finden - selbst wenn sie sich frühzeitig darum kümmern. Dieser Zustand liegt nach Auffassung des Deutschen Hebammenverbands e.V. (DHV) unter anderem in den mangelhaften Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen begründet. Der Beruf sei dadurch für viele nicht attraktiv genug; zudem steigen viele Hebammen frühzeitig aus der Erwerbstätigkeit aus. Neben einer verstärkten Einstellung von Hebammen soll nach Meinung des Verbands auch eine qualitativ hochwertige Ausbildung dazu beitragen, dass jede werdende Mutter die Geburtshilfe bekommt, die sie benötigt. Ein Schritt in diese Richtung scheint nun getan zu sein: Das Bundesgesundheitsministeriums hat zugesagt, zukünftig das duale Studium für Hebammen einzuführen. Der DHV begrüßt diese Entscheidung.

Deutschland zurzeit einziges EU-Land ohne Hebammenstudium

Hintergrund ist eine EU-Leitlinie, die eine Akademisierung der Hebammenausbildung bis spätestens zum 18. Januar 2020 fordert. Doch bisher hinkt Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern in der Umsetzung hinterher. Nach Ansicht des DHV ist die Akademisierung des Hebammenberufes jedoch notwendig, um die Ausbildungsinhalte auf einen aktuellen, zeitgemäßen Stand zu bringen und eine hohe Qualität in der Geburtshilfe zu gewährleisten. Außerdem biete der Hochschulabschluss den Absolventinnen und Absolventen neue berufliche Perspektiven.

„Die Akademisierung des Hebammenberufs ist richtig und dringend nötig“, so Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Hebammenverbands. „Damit erzielen wir die bestmögliche Versorgung der Frauen und Kinder. Zudem erhält ein traditioneller Frauenberuf damit neue berufliche Perspektiven. Wir erhoffen uns durch die Akademisierung auch wieder mehr Hebammen in den Kreißsälen und eine bessere interprofessionelle Zusammenarbeit auf Augenhöhe in der Geburtshilfe.“ Auch Präsidiumsmitglied Yvonne Bovermann drängt auf eine rasche Umsetzung und betont: „Wir brauchen gute Übergangsregelungen. Die qualifizierten Lehrenden aus den Hebammenschulen sollten einbezogen werden.“

Hebammenberuf wird immer anspruchsvoller

Die Aufgaben für Hebammen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Der medizinisch-technische Fortschritt verlangt viel mehr Wissen von den Geburtshelferinnen, und auch die Bedürfnisse der werdenden Eltern haben sich in vielen Bereichen geändert. Hebammen müssen häufig selbständig arbeiten und entscheiden. Alleine diese Veränderungen bedingen ein höheres Bildungsniveau und machen eine bessere Ausbildung nötig.

Dennoch muss die praktische Ausbildung weiterhin einen hohen Stellenwert haben, betont der DHV, da der Hebammenberuf eine hohe praktische Kompetenz erfordert. Die praktischen Einsätze sollten künftig besser gestaltet und begleitet werden. Zudem wird das Studium – stärker als die bisherige Ausbildung – durch die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus dem Bereich der Hebammenwissenschaften und der Bezugswissenschaften geprägt sein. Außerdem bekommen die Studierenden wissenschaftliche Methodenkompetenz vermittelt.

Finanzierung gewährleisten

Auch wenn die theoretische Ausbildung an der Hochschule stattfindet, sollte die Verzahnung zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung bestmöglich gewährleistet sein. Damit sich die Bedingungen hierzu nicht verschlechtern, hält der DHV das Konzept der dualen, praxisintegrierenden Studiengänge für am besten geeignet und hat dazu bereits Vorschläge entwickelt. Besonders der Erhalt und Ausbau der Finanzierung der praktischen Ausbildung an Kliniken und im ambulanten Bereich über den bestehenden Ausbildungsfonds ist dabei ein wichtiger Punkt.

Foto: © honcharr - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Gesundheitssystem , Gynäkologie , Schwangerschaft , Geburt

Weitere Nachrichten zum Thema Geburtshilfe

16.05.2015

Die Zahl der Risikoschwangerschaften ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Hauptursache ist das höhere Alter der werdenden Mütter. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Schwangerschaftsrisiken. Mit einer intensiven Kontrolle und mehr Bewegung lassen sich die größten Risiken wie Fehl- oder Frühgeburt jedoch reduzieren.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin