
Eine sichere Geburtshilfe ist nur möglich durch eine qualitativ hochwertige Ausbildung von Hebammen – Foto: ©honcharr - stock.adobe.com
Deutschland hat zu wenig Hebammen. In einigen Regionen der Bundesrepublik haben werdende Mütter bereits Schwierigkeiten, überhaupt eine Geburtshelferin zu finden - selbst wenn sie sich frühzeitig darum kümmern. Dieser Zustand liegt nach Auffassung des Deutschen Hebammenverbands e.V. (DHV) unter anderem in den mangelhaften Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen begründet. Der Beruf sei dadurch für viele nicht attraktiv genug; zudem steigen viele Hebammen frühzeitig aus der Erwerbstätigkeit aus. Neben einer verstärkten Einstellung von Hebammen soll nach Meinung des Verbands auch eine qualitativ hochwertige Ausbildung dazu beitragen, dass jede werdende Mutter die Geburtshilfe bekommt, die sie benötigt. Ein Schritt in diese Richtung scheint nun getan zu sein: Das Bundesgesundheitsministeriums hat zugesagt, zukünftig das duale Studium für Hebammen einzuführen. Der DHV begrüßt diese Entscheidung.
Deutschland zurzeit einziges EU-Land ohne Hebammenstudium
Hintergrund ist eine EU-Leitlinie, die eine Akademisierung der Hebammenausbildung bis spätestens zum 18. Januar 2020 fordert. Doch bisher hinkt Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern in der Umsetzung hinterher. Nach Ansicht des DHV ist die Akademisierung des Hebammenberufes jedoch notwendig, um die Ausbildungsinhalte auf einen aktuellen, zeitgemäßen Stand zu bringen und eine hohe Qualität in der Geburtshilfe zu gewährleisten. Außerdem biete der Hochschulabschluss den Absolventinnen und Absolventen neue berufliche Perspektiven.
„Die Akademisierung des Hebammenberufs ist richtig und dringend nötig“, so Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Hebammenverbands. „Damit erzielen wir die bestmögliche Versorgung der Frauen und Kinder. Zudem erhält ein traditioneller Frauenberuf damit neue berufliche Perspektiven. Wir erhoffen uns durch die Akademisierung auch wieder mehr Hebammen in den Kreißsälen und eine bessere interprofessionelle Zusammenarbeit auf Augenhöhe in der Geburtshilfe.“ Auch Präsidiumsmitglied Yvonne Bovermann drängt auf eine rasche Umsetzung und betont: „Wir brauchen gute Übergangsregelungen. Die qualifizierten Lehrenden aus den Hebammenschulen sollten einbezogen werden.“
Hebammenberuf wird immer anspruchsvoller
Die Aufgaben für Hebammen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Der medizinisch-technische Fortschritt verlangt viel mehr Wissen von den Geburtshelferinnen, und auch die Bedürfnisse der werdenden Eltern haben sich in vielen Bereichen geändert. Hebammen müssen häufig selbständig arbeiten und entscheiden. Alleine diese Veränderungen bedingen ein höheres Bildungsniveau und machen eine bessere Ausbildung nötig.
Dennoch muss die praktische Ausbildung weiterhin einen hohen Stellenwert haben, betont der DHV, da der Hebammenberuf eine hohe praktische Kompetenz erfordert. Die praktischen Einsätze sollten künftig besser gestaltet und begleitet werden. Zudem wird das Studium – stärker als die bisherige Ausbildung – durch die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus dem Bereich der Hebammenwissenschaften und der Bezugswissenschaften geprägt sein. Außerdem bekommen die Studierenden wissenschaftliche Methodenkompetenz vermittelt.
Finanzierung gewährleisten
Auch wenn die theoretische Ausbildung an der Hochschule stattfindet, sollte die Verzahnung zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung bestmöglich gewährleistet sein. Damit sich die Bedingungen hierzu nicht verschlechtern, hält der DHV das Konzept der dualen, praxisintegrierenden Studiengänge für am besten geeignet und hat dazu bereits Vorschläge entwickelt. Besonders der Erhalt und Ausbau der Finanzierung der praktischen Ausbildung an Kliniken und im ambulanten Bereich über den bestehenden Ausbildungsfonds ist dabei ein wichtiger Punkt.
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