Studien bestätigen positiven Effekt von Sonnenlicht bei MS
Multiple Sklerose ist die häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (ZNS). Weltweit sind etwa zwei Millionen Menschen daran erkrankt. Allerdings ist die Häufigkeit der Erkrankung ungleich über den Globus verteilt. Menschen erkranken seltener an Multipler Sklerose, wenn sie in Regionen mit starker Sonneneinstrahlung leben. Je weiter weg vom Äquator sie wohnen, desto schlechter für die MS-Patienten: Jeder Breitengrad weiter entfernt verstärkt die Krankheit durch den Lichtmangel im Winter. Das rechneten Wissenschaftler vom Royal Melbourne Hospital in Australien in der bislang größten internationalen Studie zu diesem Thema aus. „Die Studie belegt mit ihrer umfangreichen und globalen Datenbasis eindrücklich den Zusammenhang zwischen Sonneneinstrahlung und den Krankheitsschüben bei Multipler Sklerose: Je höher die natürliche UV-Strahlung, desto geringer die Wahrscheinlichkeit der Schübe“, kommentiert Professor Heinz Wiendl von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie die Studie, deren Ergebnisse im Oktober im Annals of Neurology erschienen waren.
MS-Schübe von 32.000 Patienten ausgewertet
Für ihre Studie werteten die Forscher um den Australier Dr. Tim Spelman eine Daten von mehr als 32.000 MS-Patienten aus über 30 Zentren aus.Dabei zeigten sie, dass die MS-Schübe besonders häufig zu Beginn des meteorologischen Frühjahrs auftreten, also nach der geringen UV-Strahlung im Winter. Im Herbst dagegen traten MS-Schübe deutlich seltener auf. Die Autoren vermuten, dass Menschen mit einem niedrigeren Vitamin-D-Level nach dem Winter früher einen Vitamin-D-Mangel erleiden, der die Wahrscheinlichkeit von Schüben erhöhen könnte. Sonnenlicht bewirkt, dass in der Haut mehr Vitamin D gebildet wird. Dem Vitamin wird eine positive Wirkung bei Autoimmunerkrankungen zugeschrieben.
Zusammenhang zwischen Licht und Multipler Sklerose
Auch eine Studie aus Deutschland belegte gerade den Zusammenhang zwischen Licht und Multipler Sklerose. Professor Wiendl von der Universitätsklinik Münster und sein Team fanden im Blut von MS-Patienten, die zuvor mit UV-B-Licht bestrahlt wurden, schon einen Tag später vermehrt bestimmte Zelltypen, die regulatorische T-Zellen und dendritische Zellen genannt werden. Diese Zelltypen halten das Immunsystem davon ab, sich selbst anzugreifen – verhindern also Autoimmunreaktionen. Die UV-B-Strahlung löst die Bildung von regulatorischen Zellen aus, die über das Blut bis zum Nervensystem wandern und dort ihre schützende Wirkung entfalten. Allerdings hält diese nur kurz: Wurde die Bestrahlung auch nur für wenige Tage unterbrochen, verschlechterten sich Blutwerte und Immunsystem wieder.
Bei Schuppenflechte wird die Lichttherapie schon seit längerer Zeit therapeutisch eingesetzt. Ob UV-Licht therapeutisch auch bei Multipler Sklerose wirkt, weiß man noch nicht. Derzeit werden aber mehrere Studien mit Vitamin D als Wirkstoff durchgeführt. Wiendl: „Die Wirkung des Lichts auf das Immunsystem geht aber deutlich über das hinaus, was wir mit einer erhöhten Vitamin-D-Produktion erklären können."
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