Studie zur HIV-Prophylaxe: PrEP wird in Deutschland gut angenommen
38 Jahre alt, homosexuell und ein überdurchschnittlich hohes Einkommen: So sieht der typische PrEP-Nutzer in Deutschland aus. Das Nutzer-Profil haben Wissenschaftler um Prof. Hendrik Streeck von der Universität Duisburg-Essen(UDE) im Rahmen der Studie „PreP in Deutschland“ (PRIDE) ermittelt. Die Studie startete im Oktober 2017, seither ist die sogenannte Prä-Expositionsprophylaxe in Deutschland relativ kostengünstig zu haben. Das Präparat verhindert eine Ansteckung mit HIV so zuverlässig wie Kondome. Voraussetzung für die Schutzwirkung ist, dass die Tabletten regelmäßig eingenommen werden.
4.500 Menschen nutzen bereits PrEP
Die Studie zeigt, dass die Zahl der PrEP-Nutzer seit Oktober rasant gestiegen ist. Danach schützen sich bereits rund 4.500 Menschen mit Medikamenten. „Die PrEP etabliert sich in Deutschland schneller als in vielen anderen Ländern“, sagt Studienleiter Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für HIV-Forschung am UDE. „Die neue Schutzmethode kann zahlreiche Menschen vor HIV bewahren und so dazu beitragen, dass die Zahl der Neuinfektionen sinkt", so der HIV-Forscher weiter. Das große Interesse sei daher eine „erfreuliche Entwicklung.“
Handlungsbedarf sieht der Experte noch bei den Kosten. PrEP ist bisher keine Kassenleistung. Neben den Therapiekosten von rund 50 bis 70 Euro mit Generika kommen noch Laborkosten hinzu, so dass je nach Bundesland rund 150 bis 200 Euro jeden Monat fällig werden. Schlechterverdienende könnten sich das nicht leisten, meint Streeck. Das zeige auch das Nutzerprofil, wonach die Anwender zu den Gutverdienern gehörten.
Gute Beratung wichtig
Auch in der Aufklärung über die PrEP sieht der Experte noch Handlungsbedarf. Die Studie deutet darauf hin, dass viele Anwender das Medikament nur phasenweise verwenden, etwa um bei einem bestimmten Anlass geschützt zu sein. Einige Studien und Erfahrungen in anderen Ländern legten nahe, dass dies möglich sei, aber die Datenlage sei noch dünn, betont Streeck. Ärztliche Beratung und regelmäßige Untersuchungen seien auf jeden Fall unerlässlich. Denn eine unsachgemäß durchgeführte PrEP könne zu HIV-Infektionen und zur Resistenzbildung des Virus gegen das Medikament führen.
"Unser Ziel muss sein, dass den Anwendern alle Vorteile und Nachteile der PrEP genau erklärt werden", sagt Streeck. PrEP schütze gut gegen HIV, aber nicht gegen andere sexuell-übertragbaren Erkrankungen. "Umso wichtiger ist es, dass dies durch den Arzt begleitet wird."