Studie zeigt statistischen Zusammenhang zwischen Fußball und Demenz

Studie aus Schottland: Fußballer sind fitter in jüngeren Jahren, doch später haben sie offenbar eine höheres Risiko für Demenz
Gerd Müller und Rudi Assauer sind prominente Beispiele, dass auch Fußballer nicht von Alzheimer verschont bleiben. Eigentlich wäre da nichts Besonderes dran, wenn es nicht immer wieder Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen harten Sportarten wie Fußball und neurodegenerativen Erkrankungen geben würde. Jetzt befeuert eine soeben im The New England Journal publizierte Studie erneut die Diskussion.
Schottische Fußballprofis mit Allgemeinbevölkerung verglichen
In der retrospektiven Kohortenstudie waren 7.676 ehemalige Fußballprofis aus Schottland mit über 23.000 Menschen aus der Allgemeinbevölkerung in Hinblick auf Alter, Geschlecht und sozialen Status beobachtet und verglichen worden. Bei denen, die während des 18-jährigen Beobachtungszeitraums verstarben, wurden die Todesursachen erhoben und ausgewertet. Die Ergebnisse sind äußerst interessant:
Bis zum 70. Lebensjahr war die Sterblichkeit unter den Fußballprofis geringer. Doch dann drehte sich der Spieß herum. Die Todesursache Herzinfarkt oder Schlaganfall war zwar seltener, auch Lungenkrebs trat unter den ehemaligen Profis seltener auf.
Fußballer viermal so oft an Alzheimer verstorben
Allerdings litten die Fußballprofis häufiger an neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Motorneuronerkrankungen, Morbus Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen. Insgesamt war bei 1,7 Prozent der ehemaligen Fußballer eine neurodegenerative Hauptdiagnose auf dem Totenschein vermerkt worden, aber nur bei 0,5 Prozent der Kontrollgruppe. Besonders häufig war bei den ehemaligen Fußballprofis eine Alzheimer Erkrankung diagnostiziert worden: So gab es in der Fußballergruppe 64 Alzheimer-bedingte Todesfälle (0,8%), in der viel größeren Vergleichsgruppe insgesamt nur 47 (0,2%), – die Rate war also um den Faktor 4 höher. Zu diesem Ergebnis passte, dass auch mehr Studienteilnehmer in der „Fußballer-Gruppe“ Demenzmedikamente einnahmen als in der Kontrollgruppe.
Sind Hirnverletzungen der Grund?
Wie lässt sich diese Ergebnis erklären? Die Studienautoren führen die geringere Gesamtmortalität bei den Fußballern in jüngeren Jahren und die geringere Rate an ischämischen Herzerkrankungen auf den protektiven Effekt des Sports auf das Herz-Kreislauf-System zurück. Sie bieten allerdings keine Erklärung für die höheren Raten an neurodegenerativen Erkrankungen an. Dazu Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: „Es kann spekuliert werden, ob Kopfbälle und Schädel-Hirntraumen zu einem höheren Risiko an neurodegenerativen Erkrankungen führen können, das wurde in der Vergangenheit immer wieder diskutiert.“
Kein kausaler Zusammenhang nachgewiesen
So zeigten neuropathologische Befunde von verstorbenen Sportlern wie Boxern, Rugby-, Eishockey- und Footoball-Spielern und eben auch Fußballern Hirnverletzungen infolge von wiederholten leichten Kopfverletzungen auf. Ärzte nennen diese Hirnschädigung Chronische traumatischen Enzephalopathie (CTE). Hierbei wurden Merkmale einer sogenannten eine Tauopathie gefunden wie sie auch bei neurodegenerativen Erkrankungen vorkommen.
Trotzdem raten die Experten zur Vorsicht bei der Interpretation der nun veröffentlichten Daten. Eine retrospektive Erhebung können generell keine kausalen Beziehungen beweisen.
Foto: pixabay