Studie: Online-Programm iFightDepression hilft gegen Depressionen

Über fünf Millionen Deutsche leiden unter Depressionen. Online-Programme können ihnen unter Umständen helfen. – Foto: ©agenturfotografin - stock.adobe.com
Bis Patienten einen Psychotherapieplatz erhalten, müssen sie oft lange warten – das ist gerade bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen ein großes Problem. Um die Wartezeit zu überbrücken oder auch Menschen zu erreichen, die sich scheuen, zu einem Psychotherapeuten zu gehen, können online-basierte Programme sinnvoll sein.
Eine neue Studie des Forschungszentrums Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe spricht für die gute Wirksamkeit des Online-Programms iFightDepression bei leichter und mittelgradiger Depression. Die Ergebnisse zeigen, dass das Selbstmanagement Programm die depressiven Symptome deutlich verbessern kann.
Patienten lernen Selbstüberforderung und negative Gedankenspiralen zu durchbrechen
Ähnlich wie bei einer Psychotherapie lernen die Betroffenen durch das Programm in verschiedenen Kernmodulen, wie sie Selbstüberforderung vermeiden, mit negativen Gedankenschleifen umgehen oder wie Schlaf und Stimmung zusammenhängen.
In der randomisierten kontrollierten Studie erhielten die Patienten zufällig entweder Zugang zu dem iFightDepression-Tool oder einem Online-Entspannungstraining, wobei in beiden Gruppen eine unterstützende Begleitung durch das Studienzentrum angeboten wurde.
Signifikante Symptomverbesserung durch Online-Programm
Nach sechs Wochen zeigten die Patienten, die iFightDepression genutzt hatten, eine signifikant bessere gesundheitsbezogene Lebensqualität als diejenigen in der Kontrollgruppe. Nach drei Monaten war zudem in der iFightDepression-Gruppe gegenüber der Kontrollgruppe eine signifikante Besserung der depressiven Symptomatik nachweisbar.
Die erreichten Verbesserungen blieben über ein Jahr hinweg stabil und vergrößerten sich sogar noch. Am Ende der Nacherhebungszeit berichteten die TeilnehmerInnen beider Gruppen im Durchschnitt „leichte“ depressive Symptome und verbesserten sich damit von „mittelgradigen“ Symptomen, die zu Studienbeginn berichtet wurden.
Studie bestätigt bisherige Ergebnisse
Die Ergebnisse der aktuellen Studie stimmen mit anderen Untersuchungen zur Wirksamkeit von Online-Programmen überein, stärken diese sogar durch das besondere Studiendesign. Bisherige Forschungsergebnisse basieren häufig auf Studien, die Programme gegen Wartelisten oder inaktive Kontrollbedingungen getestet haben.
„Das Problem bei der Interpretation der meisten Studien ist jedoch, dass depressiv Erkrankte eher mit Verzweiflung und Frustration als mit Hoffnung reagieren, wenn sie nur in eine Warteliste oder eine inaktive Kontrollgruppe gelost worden sind. Es wird deshalb nicht gegen ein Placebo geprüft, sondern eher gegen das Gegenteil, ein Nocebo“, erläutert Prof. Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe/ Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt.
In der Studie des Forschungszentrums Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe wurde deshalb als aktive und hoffnungs-vermittelnde Kontrollbedingung ein Online-Entspannungstraining verwendet, um diese mögliche Verfälschung zu vermeiden. Die Studie wurde im „Journal of Medical Internet Research“ veröffentlicht.
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