Studie mit experimentellem Ebola-Medikament in Liberia gestartet
Brincidofovir ist einer von vielen Behandlungsansätzen, die derzeit im Rahmen der Ebola-Epidemie getestet werden. Am 1. Januar ist am MSF Ebola Management Centre in Monrovia (Liberia) nun eine Studie unter wissenschaftlicher Leitung von Ärzten der Oxford-Universität mit dem experimentellen Virenmittel angelaufen. Die Experten planen, über 100 Personen für die Teilnahme an der Studie zu gewinnen. Die Teilnahme erfolgt auf freiwilliger Basis. Eine Kontrollgruppe gibt es aus ethischen Gründen nicht. Wer nicht einwilligt, soll laut einer Mitteilung von Médecins Sans Frontières die Standardtherapie erhalten. In der Folge sollen die Sterbezahlen in dem MSF-Zentrum vor und nach den Tests verglichen werden. Die Experten rechnen in den nächsten Monaten mit ersten Ergebnissen.
Unklar, ob Brincidofovir auch beim Menschen gegen Ebola wirkt
Die Wissenschaftler der Oxford Universität haben sich für Brincidofovir entschieden, weil das Mittel im Labor erfolgreich gegen Ebola-Viren war. Außerdem wurde es bei Versuchen mit anderen Viren bereits mehr als 1.000 Patienten ohne Sicherheitsprobleme verabreicht. Es kann einfach als Tablette eingenommen werden. „Wir wissen, dass brincidofovir in klinischen Studien zu anderen Virenerkrankungen bereits gut vertragen wurde und kennen die Wirksamkeit bei Ebola-infizierten Zellkulturen“, sagt Studienleiter Jake Dunning von der Oxford Universität. „Was wir nicht wissen ist, ob das Mittel beim Menschen gegen Ebola wirkt – und genau deshalb brauchen wir diese Studie.“
Der MSF-Koordinator in Liberia Brett Adamson sagte, selbst wenn das Mittel wirksam sei, könne es die Epidemie nicht beenden. Die Situation in Liberia sei außer Kontrolle und es brauche eine ganzheitliche Strategie, um den Ausbruch zu beenden. Aber: „Mit jeder möglichen Therapie, kommt neue Hoffnung, so Adamson. Sollte sich Brincidofovir als sicher und wirksam herausstellen, wird es nach Auskunft des Mediziners auch an anderen Ebola-Behandlungszentren für Folgestudien eingesetzt.
Wissenschaftler haben mehrere Eisen im Feuer
Unterdessen ist eine ähnliche Studie mit dem Medikament Favipiravir bereits im Dezember in Guinea gestartet. Laut Peter Horby, einem der Oxford-Wissenschaftler, ist das Durchführen klinischer Studien mit experimentellen Medikamenten in einer Krise für alle eine neue Erfahrung. "Wir sind fest entschlossen, die Menschen in Westafrika nicht im Stich zu lassen“, sagte er. Daher würden auch einige verschiedene Behandlungsansätze gleichzeitig getestet. „Das Zeitfenster für eine Bekämpfung des Virus ist während eines Ausbruchs nur relativ kurz."
Mehr als 8.000 Menschen sind bisher während dieses Ebola-Ausbruchs gestorben. Der Großteil der Todesopfer war in den am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia zu beklagen.
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