Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO) rettet Leben
Beim Schlaganfall ist eine schnelle Versorgung von größter Bedeutung, denn jede Minute, in der die Blutzufuhr im Gehirn unterbrochen ist, kann zu unwiderruflichen Schädigungen im Gehirn führen. In einem zweijährigen Forschungsprojekt haben Wissenschaftler der Charité - Universitätsmedizin Berlin nun gezeigt, dass das Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO) zu einer deutlichen Verbesserung und Beschleunigung der Versorgung von Schlaganfall-Patienten führt.
Bisher konnte die entscheidende bildgebende Diagnostik bei Schlaganfällen erst in Schlaganfallzentren in Krankenhäusern (Stroke Units) begonnen werden. Mit dem Stroke-Einsatz-Mobil soll diese Diagnostik bereits im Rettungswagen erfolgen, so dass früher mit der Therapie begonnen werden kann. Das STEMO ist ein Rettungsfahrzeug, das einen Computertomographen und ein Minilabor enthält. Speziell geschultes Rettungspersonal sowie ein Neurologe mit Notarztqualifikation sind an Bord und können so eine schnellstmögliche Versorgung bei Schlaganfällen bieten. Während des Einsatzes ist das Mobil permanent mit der Stroke Unit der Klinik, in der die Behandlung fortgesetzt werden soll, verbunden. Über die telemedizinische Anbindung können die Vitaldaten des Patienten und die präklinische Dokumentation in die Klinik übermittelt werden. Damit wird ein reibungsloser Ablauf und ein schnellerer Beginn der entsprechenden Therapie ermöglicht.
STEMO verkürzt Zeit bis zur Behandlung
Professor Matthias Endres, Direktor der Klinik für Neurologie der Charité, sagt dazu: „Wir sind zuversichtlich, dass eine kompetente medizinische Versorgung bei bestimmten Krankheitsbildern bereits im Rettungsfahrzeug stattfinden kann. Diese frühzeitige Versorgung bietet die Chance, auch neuartige Therapieformen einzusetzen.“ Und Professor Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité, erklärt: „Das STEMO steht für die erstklassige Zusammenarbeit zwischen der Charité, der Berliner Feuerwehr und den beiden Brandenburger Technologie-Firmen, die das Rettungsfahrzeug gemeinsam entwickelt haben.“
An der Studie, die nun veröffentlicht wurde, nahmen 7.000 Patienten teil. Für die Analyse des Forscherteams um Professor Heinrich Audebert von der Klinik für Neurologie wurde das STEMO im wöchentlichen Wechsel mit einem regulären Rettungsfahrzeug eingesetzt. Es zeigte sich, dass durch den Einsatz des STEMO die Zeit vom Notruf bis zur Einleitung der Behandlung verkürzt wurde. Zudem kam es öfter zu einer Lyse-Therapie, wenn das spezielle Rettungsmobil zum Einsatz fuhr. Bei einer Lyse wird ein Blutgerinnsel, das eine Schlagader im Gehirn verstopft, durch eine intravenöse Infusion aufgelöst. War das STEMO im Einsatz, erhielten 50 Prozent mehr Schlaganfallpatienten eine Lyse.
150.000 Schlaganfälle pro Jahr
Die Behandlungsrate stieg damit insgesamt von 21 auf 33 Prozent. Die Zeit vom Notruf bis zur Therapie reduzierte sich um 25 Minuten. „Im Wissen, dass beim akuten Schlaganfall pro Minute 1,9 Millionen Nervenzellen absterben, freuen wir uns, dass im Rahmen des neuen Versorgungskonzepts eine relevante Verbesserung der Schlaganfallversorgung in Berlin erreicht werden konnte“, kommentierte Heinrich Audebert die Studienergebnisse.
Das STEMO wurde in Zusammenarbeit der Charité, der Berliner Feuerwehr und der Firmen Meytec GmbH und Brahms GmbH entwickelt, um die Rettungskette bei Schlaganfällen zu beschleunigen. Bei der Präsentation des STEMO erklärte Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung in Berlin: „Die Förderung des STEMO aus dem Berliner Zukunftsfonds ist eine hervorragende Investition in Medizin, Technik und Forschung. Das Stroke-Einsatz-Mobil zeigt, was Technologieförderung zusammen mit Forschergeist und medizinischem Know-how in der Hauptstadt bewegen kann. Auch hier zeigt sich wieder ein Referenzobjekt Berlins, das internationales Interesse auslöst.“
Der Schlaganfall ist in Deutschland nach Herzinfarkt und Krebs mit 15 Prozent aller Todesfälle die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für eine dauerhafte Behinderung. In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 150.000 Menschen einen Schlaganfall, allein in Berlin sind es rund 12.000. Um Folgeschäden und -erkrankungen auszuschließen oder zu vermindern, ist es notwendig, innerhalb kürzester Zeit mit der Behandlung des betroffenen Patienten zu beginnen.
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