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Stress-Management bei Multipler Sklerose kann Läsionen verhindern

Donnerstag, 2. August 2012 – Autor: Anne Volkmann
Dass Stress bei Multipler Sklerose vermieden werden sollte, hört man häufig. Nun ist amerikanischen Forschern erstmals der Nachweis gelungen, dass ein gutes Stress-Management tatsächlich die Neubildung von Läsionen verhindern kann.
Stress-Management kann bei MS helfen

Stress-Management kann bei MS helfen

In einer randomisierten klinischen Studie, die in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht wurde, gingen die Forscher aus Chicago der Frage nach, wie sich ein Stress-Management-Programm auf die Neubildung von Läsionen bei schubförmig remittierender Multipler Sklerose (MS) auswirkt. An der Studie nahmen 121 Patienten mit MS teil. Im ersten Halbjahr der Studie besuchte die eine Hälfte der Patienten die Kurse zum Stress-Management, in der zweiten Jahreshälfte die andere. In der gesamten Zeit wurden die Patienten jeweils dreimal in einem Kernspintomographen untersucht, um die Aktivität der Multiplen Sklerose zu beurteilen.

Multiple Sklerose: Weniger Stress, weniger Läsionen

In dem Stress-Management-Programm vermittelten die Wissenschaftler um David Mohr von der Feinberg School of Medicine den Patienten Techniken zur Problemlösung, zur Entspannung und zur Steigerung positiver Aktivitäten sowie zur Verbesserung der sozialen Unterstützung. Zudem gab es Angebote zum Fatigue-Management, zur Angstreduktion, zur Schmerzbewältigung und gegen Schlafstörungen. Es zeigte sich, dass die Neubildung von in Kernspintomographen sichtbaren Läsionen durch das Programm tatsächlich vermindert werden konnte. Sowohl bei Gadolinium-aufnehmenden Läsionen, die meist nur eine vorübergehende Entzündung anzeigen, als auch bei T2-gewichteten Läsionen, die auf eine permanente Schädigung hinweisen, ergab sich eine signifikante Reduktion.

Stress-Management als Ergänzung zur medikamentösen Therapie

Mohr erklärte, dass sich die Therapieeffekte durchaus mit der Wirkung einiger Medikamente messen lassen könnten. Ebenso wie bei diesen halte die Wirkung der Therapie aber nur solange an, wie die Patienten das Programm durchführen. Mohr betonte auch, dass das Stress-Management kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie sei, sondern nur als Ergänzung angesehen werden sollte. Zudem könnte das Programm aufgrund des hohen Zeitaufwands und der Kosten Patienten normalerweise kaum angeboten werden. Mohr will nun untersuchen, ob die Inhalte des Stress-Management-Programms auch telemedizinisch über Computer oder Smartphone vermittelt werden können.

Dass es bei Multipler Sklerose zwischen psychischem Stress und der Entwicklung neuer Läsionen eine Verbindung gibt, wird schon lange vermutet. Viele Mediziner glauben, dass Stress einer der Faktoren ist, durch die es zu einer Eskalation von Entzündungsprozessen kommen kann, welche wiederum an der Entstehung und am Verlauf der Multiplen Sklerose beteiligt sind. Da aber bei der MS viele Faktoren eine Rolle spielen, bleiben zunächst weitere Untersuchungen abzuwarten, die den beschriebenen Therapieansatz bestätigen.

Foto: DGN

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