Stress kann zu „verstecktem“ Bluthochdruck führen

Bei der Messung in der Arztpraxis können die Blutdruckwerte im Normalbereich liegen – trotzdem können sie im Alltag entgleisen. – Foto: AdobeStock/DragonImages
„Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland hat zu hohen Blutdruck. Viele wissen gar nichts von ihrer Erkrankung“, warnt die „Deutsche Hochdruckliga“ (DHL). Und das ist keine Überraschung: Bluthochdruck macht zu Anfang kaum Symptome, keine Schmerzen, und selbst der Blick auf die Messwerte beim hausärztlichen Routine-Checkup zeigt zu hohen Blutdruck nicht immer zuverlässig an. Mehr noch: Neben der offensichtlich manifesten, also der diagnostisch feststellbaren Hypertonie existiert auch noch eine sogenannte maskierte Hypertonie. Was bedeutet das?
„Maskierte Hypertonie entzieht sich der Diagnostik“
„Bei circa 15 Prozent aller Menschen mit in der Praxis gemessenen, völlig unauffälligen Blutdruckwerten liegt eine sogenannte maskierte Hypertonie vor“, heißt es bei der Deutschen Hochdruckliga, die sich als medizinische Fachgesellschaft und Betroffenen-Organisation versteht. Prof. Dr. med. Ulrich Wenzel, der Vorstandsvorsitzender der Hochdruckliga, sagt: „Es handelt sich dabei um eine besonders tückische Form des Bluthochdrucks, die sich häufig der Diagnostik und somit auch der Behandlung entzieht und deshalb sehr gefährlich ist.“
Blutdruck-Entgleisungen: Männer häufiger betroffen als Frauen
Bei der maskierten Hypertonie sind die Blutdruckwerte beim Routine-Check in der Arztpraxis der DHL zufolge immer normal (120−129/80−84 mmHg) oder hochnormal (130-139/85−89 mmHg) und damit vermeintlich „o.k.“. Im Alltag und vor allem nachts steigen sie jedoch bedenklich an. „Die Ursachen dafür sind nicht ganz klar“, heißt es bei der Hochdruckliga. „Meist betrifft es Menschen mit hohem beruflichem oder privatem Stresslevel, oft auch im jüngeren Lebensalter.“ Männer sind demnach häufiger von diesem Krankheitsbild betroffen als Frauen.
Bluthochdruck bleibt oft zu lange unbehandelt
„Die große Gefahr besteht darin, dass sich die Betroffenen in einer falschen Sicherheit wähnen, und die Hypertonie zu lange unbehandelt bleibt“, warnt die DHL. „Damit haben diese Menschen ein höheres kardiovaskuläres Risiko als Patientinnen und Patienten mit ‚sichtbarer‘ Hypertonie.“ Bei Menschen mit maskierter Hypertonie seien sowohl die Ereignisrate für Folgeerkrankungen höher als bei Erkrankten mit gut eingestellten Blutdruckwerten.
Hypertonie: Risikofaktor für Herzinfarkt, Diabetes, Nierenerkrankungen oder Demenz
Nach Einschätzung der Hochdruckliga besitzt der Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) mittlerweile die Dimension einer Volkskrankheit. Er sei einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenfunktionsverlust und Demenz und werde nach wie vor von vielen unterschätzt.
Info-Broschüre zur „maskierten Hypertonie“
Einer der wichtigsten Faktoren, um der Entwicklung von solchen Folgeerkrankungen entgegenzuwirken, ist neben allgemeinen Präventionsmaßnahmen die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung von Bluthochdruck. Die Fachgesellschaft DHL mit Sitz in Heidelberg hat zur „maskierten Hypertonie“ deshalb jetzt eine gratis erhältliche Info-Broschüre herausgegeben.
Blutdruckmessung zu Hause „verlässlicher als beim Arzt“
Eine sehr gute Methode der Blutdruckkontrolle, um im Falle von Unregelmäßigkeiten reagieren zu können und damit langfristig gesund zu bleiben, ist laut DHL die regelmäßige Selbstmessung zu Hause. „Sie liefert, wenn sie richtig durchgeführt wird, verlässlichere Werte als in der Arztpraxis.“
Ab Blutdruckwerten über 135/85 mmHg: Arzt konsultieren
Wird bei der Blutdruckselbstmessung zu Hause mehrfach ein Wert von 135/85 mmHg und höher gemessen, sollte die Hausärztin/der Hausarzt konsultiert werden. Dann erfolgt in der Regel eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, mit der sehr gut eingeschätzt werden kann, ob eine Hypertonie vorliegt. Nach Bestätigung der Diagnose kann eine entsprechende blutdrucksenkende Therapie eingeleitet werden, um Folgeschäden vorzubeugen.