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Stress im Teilzeitjob

Donnerstag, 6. Juni 2013 – Autor:
Stress entsteht nicht nur durch zu viel Arbeit, sondern vor allem durch das Arbeitsverhältnis. Das geht aus dem neuen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) hervor. Demnach leiden Teilzeitarbeiter und Leiharbeiter besonders oft unter psychischen Belastungen.
Teilzeitjobs und Leiharbeit können Männern auf die Psyche schlagen

Teilzeitjobs und Leiharbeit können Männern auf die Psyche schlagen

Der Befund ist erschreckend: Seit 2006 haben psychisch bedingte Fehlzeiten um gut 75 Prozent zugenommen. Die Depression steht mittlerweile unter den Fehlzeitenursachen auf Platz eins. Doch es nicht nur das Arbeitspensum, die ständige Erreichbarkeit und Überstunden, die für Stress unter Deutschlands Berufstätigen sorgen. Wie der neue Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt, leiden vor allem diejenigen unter psychischen Belastungen, die befristet, in Teilzeit oder in Leiharbeit beschäftigt sind, sowie diejenigen, die durch Familie und Beruf mehrere Rollen gleichzeitig erfüllen müssen. „Es wird derzeit viel diskutiert, wie sich die hektische Arbeitswelt weniger stressig gestalten lässt. Es gibt sogar Initiativen, die dies staatlich regulieren möchten“, sagte Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Unser Bericht zeigt aber, dass es vor allem die Lebenssituation der Beschäftigten ist, die sie belastet. Sind Arbeitsverhältnisse befristet oder ist die finanzielle Situation aufgrund von Teilzeit oder Leiharbeit angespannt, belastet das die Betroffenen."

Teilzeitarbeiter nehmen 53 Prozent mehr Depressionsmittel als Vollzeitjobber

Vierzig Prozent der berufstätigen Frauen und 7,4 Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit. Insbesondere Männer, die in Teilzeit oder befristeten Jobs arbeiten, sind gestresst. Sie sind laut TK-Report zwar insgesamt weniger krankgeschrieben als Vollzeitangestellte. Allerdings sind sie mit durchschnittlich 1,9 Fehltagen pro Kopf deutlich mehr von psychischen Diagnosen betroffen als Vollzeitbeschäftigte (1,4 Tage). Noch offensichtlicher wird dieser Trend bei den Medikamenten. So nehmen männliche Teilzeitarbeiter 53 Prozent mehr Antidepressiva ein als Vollzeitbeschäftigte.

„Die Vermutung liegt nahe, dass die erhöhte psychische Belastung bei Männern in Teilzeit, in befristeten oder Leiharbeitsverhältnissen daher rührt, dass Männer traditionell noch als Haupternährer der Familie fungieren, was aber unter den genannten Beschäftigungsformen oft schwierig ist“, sagt Heiko Schulz, Psychologe bei der TK. „Viele Beschäftigte arbeiten nicht freiwillig in Teilzeit, sondern weil ihnen nicht mehr angeboten wird oder weil sie eine höhere Arbeitszeit nicht mit ihren familiären Verpflichtungen vereinbaren können."

Unternehmen sollten in die Gesundheit ihrer Beschäftigten investieren

Vor diesem Hintergrund kommt einem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) besondere Bedeutung zu. Eine Investition in diesen Bereich lohne sich in jedem Fall für den Unternehmer, meint TK-Chef Baas. „In einem Unternehmen mit 350 Beschäftigten fehlen jährlich fünf Mitarbeiter unter der Diagnose Depression. Lohnfortzahlung und Produktivitätsausfall kosten das Unternehmen allein für diese Diagnose etwa 75.000 Euro. Ein wirkungsvolles BGM bekommt man dagegen schon für 50.000 Euro", rechnet Baas vor. In die Gesundheit von Beschäftigten zu investieren, sei also keine Nettigkeit, sondern wirtschaftlich sinnvoll.

Der TK-Gesundheitsreport analysiert jährlich die Krankschreibungen und Arzneimitteldaten der 3,91 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I. Der Report 2013 steht unter dem Webcode 516422 auf der Website der TK.

 

Foto: © Jean-Pierre - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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