Stress steht im Zusammenhang mit allen möglichen Krankheiten, zum Beispiel Herz-Kreislauferkrankungen, Depressionen oder sogar Krebs. Nun haben Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München herausgefunden, dass exzessiver oder chronischer Stress auch den biologischen Alterungsprozess beschleunigt. Zu viel Stress kann somit altersbedingte Erkrankungen fördern, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Genome Biology“.
Studie mit traumatisierten Afroamerikanern
Die Erkenntnisse basieren auf einer Studie mit hochgradig traumatisierten Afroamerikanern. Die Probanden waren lebenslangem Stress ausgesetzt und biologisch stärker gealtert als es für ihr eigentliches Alter zu erwarten gewesen wäre. In ihrem Blut fanden die Forscher Hinweise auf epigenetische Veränderungen, die offenbar durch bestimmte Stressmoleküle ausgelöst wurden. Dabei handelte es sich um Glukokortikoide, die an den Stresshormon-Rezeptor binden und praktisch in jedem wichtigen Organ des Körpers ihre Wirkung entfalten. Der Rezeptor reguliert die Gen-Aktivität unter anderem dadurch, dass er Veränderungen in der DNA-Methylierung hervorruft. Den Forschern zufolge kann dies eine anhaltende „epigenetische Reprogrammierung“ zur Folge haben. „Wir haben herausgefunden, dass diese durch Stress bedingte Reprogrammierung an den Stellen im Erbgut stattfindet, die auch mit Alterungsprozessen in Verbindung gebracht werden“, erläutert der Erstautor der Studie Anthony Zannas. Eine solche vorzeitige „biologische“ Alterung werde allgemein mit einem erhöhten Risiko für altersbedingte Erkrankungen in Verbindung gebracht, so Zannas weiter.
Epigenetisches Alter ist messbar
Da man das „epigenetischen Alters“ in Blutproben messen kann, schlagen die Forscher chronisch gestressten Menschen eine entsprechende Blutuntersuchung vor. Die Messung könnte einen neuen Ansatzpunkt darstellen, Hochrisikopersonen zu identifizieren und frühzeitig Präventionsprogramme einzuleiten, schlussfolgern die Studienautoren.
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