Streit um Impfstoff von Astra Zeneca

Astra Zeneca hält sich nicht an die Liefervereinbarungen mit der EU - das sorgt für Kritik – Foto: ©oasisamuel - stock.adobe.com
Der COVID-19 Impfstoff von Astra Zeneca soll am Freitag in der EU zugelassen werden. Die Zulassung wird jedoch von einem Streit überschattet. Astra Zeneca wird an die EU voraussichtlich weniger als die Hälfte des zugesagten Impfstoffs liefern. Dabei hatte die EU Kommission im Vorfeld insgesamt 336 Millionen Euro für die Entwicklung und die Produktion des Impfstoffes bezahlt. Das sorgt für Empörung.
Belgischer Zulieferer soll an Lieferproblemen schuld sein
Beim Gespräch zwischen dem britischen Pharmakonzerns und der EU-Kommission am Montag ist es zu keiner Einigung gekommen. Stattdessen musste die Vertreterin des Konzerns heftige Kritik von den Vertretern der 27 EU-Mitgliedsländer einstecken. Doch sie blieb bei ihrer Position und begründete die Lieferengpässe mit „Problemen bei einem belgischen Zulieferer.“
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bezeichnete die Haltung als völlig inakzeptabel und äußerte einen schwerwiegenden Verdacht: Dass der von der EU bestellte Impfstoff an andere Länder geliefert worden sei. Großbritannien zum Beispiel bekommt die vom Konzern zugesagten Impfstoffdosen uneingeschränkt. Auf der Insel wird der Vektor-Impfstoff bereits in großem Stil verimpft.
Astra Zeneca muss Karten offenlegen
„Wir wollen genau wissen, welche Dosen von AstraZeneca bisher wo produziert wurden und ob und an wen sie geliefert wurden“, sagte Kyriakides. Bis Ende der Woche muss Astra Zeneca nun alle Unterlagen offenlegen, wie es zur Reduzierung der Liefermengen kommen konnte. Just an diesem Tag wird die Zulassung des Impfstoffs in der EU erwartet. Nach den Zulassungen der Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna wird es der dritte COVID-19-Impfstoff in der EU sein.
Wie wirksam ist der Vektor-Impfstoff bei Senioren?
Unterdessen ist der Impfstoff selbst unter Kritik geraten. Medien wie das Handelsblatt und die Bildzeitung hatten berichtet, der Impfstoffe habe bei Menschen über 65 Jahre nur eine Wirksamkeit von 8 Prozent. Ein Sprecher von Astra Zeneca wies die Vorwürfe als „komplett falsch“ zurück. Die Impfung löse auch bei Senioren eine starke Immunantwort aus.
Da Senioren zur Risikogruppe gehören, werden sie in Deutschland mit Priorität geimpft. Ob der Impfstoff von Astra Zeneca dafür geeignet ist, wird am Freitag von der EU-Kommission entschieden.
Der Impfstoff "COVID-19 Vaccine AstraZeneca" ist ein sogenannter Vektor-Impfstoff. Er besteht aus den „Hüllen“ harmloser Viren, die den „Bauplan“ (Abschrift der DNA) für ein Eiweiß auf der Oberfläche des Coronavius SARS-CoV-2 enthalten. Diese Vektoren werden von Körperzellen aufgenommen, die dann für eine kurze Zeit das Corona-Protein (S-Protein) herstellen. Dabei entstehen keine vollständigen Coronaviren. Dadurch wird das Immunsystem angeregt, Antikörper und T-Zellen gegen das Corona-Protein zu bilden. Diese Immunantwort schützt dann geimpfte Personen vor einer COVID-19-Infektion.
Der Impfstoff wurde bislang in vier Studien mit knapp 24.000 Teilnehmenden erprobt. In Großbritannien ist der Impfstoff bereits zugelassen, weil er sich als wirksam und verträglich erwiesen hatte. Die Wirksamkeit wird über alle Altersgruppen hinweg mit 70 Prozent angegeben. Da es nur wenige Daten zur Wirksamkeit bei Menschen über 65 Jahren gibt, ist noch offen, ob die Impfung bei ihnen ebenso wirksam ist wie bei Jüngeren.
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