Strahlentherapie bei Prostatakrebs: Wirkung ist dosisabhängig

Über 64.000 Männer in Deutschland erkranken jedes Jahr neu an Prostatakrebs – Foto: Felix Pergande - Fotolia
Bei Prostatakrebs wird als Alternative zur Operation oft eine Strahlentherapie angeboten. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen dabei eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, so dass die Radioonkologen die Strahlen zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können und umliegendes Gewebe weitgehend geschont wird. Auswertungen eines großen US-amerikanischen Krebsregisters haben nun ergeben, dass eine Intensivierung der Strahlentherapie bei Patienten mit Prostatakarzinom die Chancen erhöht, die Krebserkrankung langfristig zu überleben. Die größten Vorteile einer Dosissteigerung hatten dabei Patienten mit aggressiven Tumoren. Bei Patienten mit langsamer wachsenden Tumoren war eine konventionelle Strahlendosis ausreichend.
Strahlentherapie bei Prostatakrebs schont umgebendes Gewebe
Im Frühstadium des Prostatakrebses wird in der Regel eine externe Radiotherapie durchgeführt. Moderne Bestrahlungsgeräte umkreisen den Patienten, und die Strahlen treffen aus verschiedenen Richtungen auf den Tumor. Dabei wird die Strahlendosis wie mit einer Lupe fokussiert. „Dies schont das umgebende Gewebe und vermeidet eine Inkontinenz. Bei der Strahlentherapie bleiben gesunde Abschnitte der Prostata erhalten“, erläutert Professor Thomas Wiegel, Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Ulm und Sprecher der Organgruppe Prostata der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie e.V. (DEGRO).
Bisher wusste man nicht genau, ob eine Intensivierung der Strahlentherapie die Überlebenschancen der Prostatapatienten tatsächlich steigert, und durch das meist langsame Wachsen des Prostatakarzinoms musste man einige Jahre abwarten, um hierüber verlässliche Daten zu sammeln. Eine Auswertung des National Cancer Database, eines der weltweit größten Patientenregisters, hat nun gezeigt, wie effektiv die Erhöhung der Strahlendosis tatsächlich ist. Anusha Kalbasi von der Universität von Pennsylvania wertete die Daten von mehr als 42.000 Patienten aus, die zwischen 2004 und 2006 in den USA eine externe Strahlentherapie erhalten hatten.
Intensivierung der Strahlentherapie verbessert Überlebenschancen
Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass die Dosis-Eskalation vor allem Patienten mit aggressiven Tumoren nutzt. Bei den Patienten mit niedrigem Risiko war hingegen kein Unterschied erkennbar. Die Wirkung der Strahlentherapie stieg mit der Dosis. Jede Steigerung um 2 Gray verbesserte die Überlebenschancen der Patienten um 1,5 Prozentpunkte. DEGRO-Pressesprecher Professor Frederik Wenz, Direktor am Universitätsklinikum Mannheim, erklärt: „Die Verbesserung der Überlebenschance für Patienten mit mittlerem und hohem Risiko durch eine Dosis-Eskalation ist überzeugend. Der fehlende Nutzen bei Tumoren mit niedrigem Risiko ist aber ein Zeichen dafür, dass bei diesen Patienten die Notwendigkeit einer aggressiven Therapie überdacht werden sollte.“ Dies gelte speziell bei älteren Patienten.
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