Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Strahlentherapie bei Prostatakrebs: Wirkung ist dosisabhängig

Mittwoch, 7. Oktober 2015 – Autor:
Beim Prostatakrebs kann eine Intensivierung der Strahlentherapie die Überlebenschancen erhöhen, vor allem bei Patienten mit aggressiven Tumoren. Das hat die Analyse eines US-amerikanischen Krebsregisters ergeben.
Strahlentherapie bei Prostatakrebs: Wirkung ist dosisabhängig

Über 64.000 Männer in Deutschland erkranken jedes Jahr neu an Prostatakrebs – Foto: Felix Pergande - Fotolia

Bei Prostatakrebs wird als Alternative zur Operation oft eine Strahlentherapie angeboten. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen dabei eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, so dass die Radioonkologen die Strahlen zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können und umliegendes Gewebe weitgehend geschont wird. Auswertungen eines großen US-amerikanischen Krebsregisters haben nun ergeben, dass eine Intensivierung der Strahlentherapie bei Patienten mit Prostatakarzinom die Chancen erhöht, die Krebserkrankung langfristig zu überleben. Die größten Vorteile einer Dosissteigerung hatten dabei Patienten mit aggressiven Tumoren. Bei Patienten mit langsamer wachsenden Tumoren war eine konventionelle Strahlendosis ausreichend.

Strahlentherapie bei Prostatakrebs schont umgebendes Gewebe

Im Frühstadium des Prostatakrebses wird in der Regel eine externe Radiotherapie durchgeführt. Moderne Bestrahlungsgeräte umkreisen den Patienten, und die Strahlen treffen aus verschiedenen Richtungen auf den Tumor. Dabei wird die Strahlendosis wie mit einer Lupe fokussiert. „Dies schont das umgebende Gewebe und vermeidet eine Inkontinenz. Bei der Strahlentherapie bleiben gesunde Abschnitte der Prostata erhalten“, erläutert Professor Thomas Wiegel, Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Ulm und Sprecher der Organgruppe Prostata der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie e.V. (DEGRO).

Bisher wusste man nicht genau, ob eine Intensivierung der Strahlentherapie die Überlebenschancen der Prostatapatienten tatsächlich steigert, und durch das meist langsame Wachsen des Prostatakarzinoms musste man einige Jahre abwarten, um hierüber verlässliche Daten zu sammeln. Eine Auswertung des National Cancer Database, eines der weltweit größten Patientenregisters, hat nun gezeigt, wie effektiv die Erhöhung der Strahlendosis tatsächlich ist. Anusha Kalbasi von der Universität von Pennsylvania wertete die Daten von mehr als 42.000 Patienten aus, die zwischen 2004 und 2006 in den USA eine externe Strahlentherapie erhalten hatten.

Intensivierung der Strahlentherapie verbessert Überlebenschancen

Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass die Dosis-Eskalation vor allem Patienten mit aggressiven Tumoren nutzt. Bei den Patienten mit niedrigem Risiko war hingegen kein Unterschied erkennbar. Die Wirkung der Strahlentherapie stieg mit der Dosis. Jede Steigerung um 2 Gray verbesserte die Überlebenschancen der Patienten um 1,5 Prozentpunkte. DEGRO-Pressesprecher Professor Frederik Wenz, Direktor am Universitätsklinikum Mannheim, erklärt: „Die Verbesserung der Überlebenschance für Patienten mit mittlerem und hohem Risiko durch eine Dosis-Eskalation ist überzeugend. Der fehlende Nutzen bei Tumoren mit niedrigem Risiko ist aber ein Zeichen dafür, dass bei diesen Patienten die Notwendigkeit einer aggressiven Therapie überdacht werden sollte.“ Dies gelte speziell bei älteren Patienten.

Foto: © Felix Pergande - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Prostatakrebs

04.09.2017

Vom 4. bis 8. September 2017 findet die Themenwoche Prostatakrebs statt, um die Öffentlichkeit über den häufigsten Tumor des Mannes aufzuklären. Fünf Tage lang informiert die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) gemeinsam mit Kooperationspartnern über das Thema Prostatakrebs.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin