Strahlenarme Lungenkrebs-Früherkennung für Raucher in Sichtweite

Diagnose Lungenkrebs: Etwa 127.000 Menschen sterben jährlich allein in Deutschland an den Folgen der zahlreichen tabakbedingten Erkrankungen. Das sind gut 13 Prozent aller Todesfälle. – Foto: AdobeStock/seksan94
Bisher gibt es nur eine Form der Reihenuntersuchung zur Krebs-Früherkennung mit Röntgenstrahlung: die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr. Ein weiteres Früherkennungsverfahren hat jetzt wichtige rechtliche Hürden genommen und hat nach Einschätzung der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) Aussicht darauf, etabliert zu werden: die radiologische Früherkennungsuntersuchung von Lungenkrebs durch Niedrigdosis-Computertomografie. Studien zufolge könnte so bei langjährigen Rauchern die Sterblichkeit um bis zu 15 Prozent gesenkt werden.
Niedrigdosis-CT auf dem Weg zur Regelleistung für gesetzliche Versicherte
„Aktuell wird die Krebsfrüherkennung für langjährige Raucher mithilfe von Niedrigdosis-Computertomografie rechtlich und formal geprüft und hat bereits wichtige Hürden auf dem Weg dahin genommen, eine gesetzliche Leistung für diese Risikogruppe zu werden“, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Röntgengesellschaft. Demnach bewertet das Bundesamt für Strahlenschutz in einem aktuellen Bericht die wissenschaftliche Evidenz für diese Maßnahme positiv.
Bundesumweltministerium muss jetzt rechtlichen Rahmen schaffen
„Diese Bewertung bringt uns sehr voran, denn nun kann das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz tätig werden und eine entsprechende Rechtsverordnung erlassen“, sagt Gerald Antoch, stellvertretender Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft und Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf.
Kassenleistung – oder nicht? Der „Gemeinsame Bundesausschuss“ entscheidet
Die ministerielle Verordnung ist eine Voraussetzung dafür, dass der „Gemeinsame Bundesausschuss“ (G-BA) die Krebsfrüherkennung mit Niedrigdosis-Computertomografie als gesetzliche Leistung für Risikopatienten einstufen kann. Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das höchste Gremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Er entscheidet rechtsverbindlich darüber, welche Leistungsansprüche die rund 73 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland gegenüber ihren Krankenkassen besitzen.
Krebsfrüherkennung für Raucher könnte 2024 starten
Schon in Kürze soll der G-BA über die bundesweite Einführung eines Lungenkrebs-Früherkennungsprogramms für langjährige Raucher beraten. „Ich gehe davon aus, dass die Krebsfrüherkennung Anfang 2024 starten kann“, Gerald Antoch, der Vizepräsident der Deutschen Röntgengesellschaft, die diese Entwicklung sehr begrüßt und sich zusammen mit anderen Fachverbänden seit Jahren hierfür eingesetzt hat. Damit werde „hoffentlich bald eine Lücke in der gesundheitlichen Versorgung geschlossen“.
Rauchen: „Wichtigster vermeidbarer Krebsrisikofaktor“
Anders als man denken mag, rauchen in Deutschland immer noch mehr Menschen als im westeuropäischen Vergleich. Tabakrauchen verursacht in besonderem Maße Krankheit und Tod: Allein in Deutschland gibt es derzeit deshalb rund 85.000 Krebsfälle, die aufs Rauchen zurückzuführen sind. Etwa 127.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen der zahlreichen tabakbedingten Erkrankungen. Das entspreche 13,3 Prozent aller Todesfälle, heißt es im aktuellen „Tabakatlas“ des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Heidelberg. „Rauchen ist nach wie vor der wichtigste vermeidbare Krebsrisikofaktor“, sagt Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ. „Die Tabakkontrolle hat daher enormes Potenzial für die Krebsprävention.“