Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren wird die HPV-Impfung seit 2006 empfohlen, um sie vor Gebärmutterhalskrebs zu schützen. Künftig empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut auch Jungen in dieser Altersgruppe die Impfung. Eine Nachholimpfung wird bis zum Alter von 17 Jahren empfohlen. Dies teilte die Impfkommission in einer Vorabmeldung mit. Die offizielle Impfempfehlung gilt ab Veröffentlichung des Epidemiologischen Bulletins 34/2018. Erst dann werden die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die HPV-Impfung von Jungen übernehmen. Im Epidemiologischen Bulletin 36/2018 will die Impfkommission ihre Entscheidung ausführlich wissenschaftlich begründen. Die Impfempfehlung für Mädchen bleibt indes unverändert.
Impfung schützt vor vielen HPV-bedingte Tumoren
Experten plädieren seit Jahren, auch Jungen gegen HPV zu impfen. Denn humane Papillomviren verursachen eine Reihe von Tumoren, vor allem im Anal- und Genitalbereich sowie im Kopf-Halsbereich. In Australien, Österreich, USA und anderen Ländern werden darum heute auch Jungen routinemäßig gegen HPV geimpft.
Zahlen des Robert Koch Instituts zeigen, dass in Deutschland jährlich rund 7.600 Menschen an einem HPV-bedingten Tumor erkranken. Das entspricht rund 1,6 Prozent aller Krebserkrankungen. Berechnungen von Forschern um Dr. Nina Buttmann-Schweiger vom RKI zufolge lassen sich rund 90 Prozent aller Plattenepithelkarzinome des Anus, 80 Prozent der Vagina, 32 Prozent des Penis, 18 Prozent der Vulva und 16 Prozent des Oropharynx auf HPV zurückführen. Und: Fast jeder fünfte an einem HPV-bedingten Tumor erkrankte Patient ist männlich.
Jungen sind Überträger von HPV
Ein weiteres Argument für die HPV-Impfung von beiden Geschlechtern ist die Tatsache, dass Jungen die Hauptüberträger sind, da sie in der Regel mehr Sexualkontakte haben als Mädchen. Daten aus Australien haben gezeigt, dass die Impfung bezogen auf den sogenannten Herdenschutz sehr effektiv ist, denn ungeimpfte Männer und Frauen, die sexuelle Kontakte zu geimpften Personen haben, sind ebenfalls gegen HPV-Infektionen geschützt. Durch die HPV-Impfung können somit die Infektionsketten zwischen Sexualpartnern unterbrochen werden. Bestenfalls kann das weit verbreiteten Virus in Deutschland sogar ausgerottet werden. Dafür wären allerdings hohe Durchimpfungsraten erforderlich. Derzeit ist nicht einmal jedes zweite Mädchen gegen HPV geimpft.
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