STIKO empfiehlt AstraZeneca nicht mehr für Personen unter 60

Entscheidung der STIKO: Der COVID-19-Impfstoff AstraZeneca wird in Deutschland nicht mehr Menschen unter 60 Jahren empfohlen. – Foto: © Adobe Stock/seba tataru
Am Dienstagabend hat die STIKO die Altersempfehlung für das COVID-19 Vaccine AstraZeneca geändert. Die Kommission empfiehlt den Impfstoff ab sofort nur noch Personen ab 60 Jahren. Grund sind schwere Fälle sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen, die ganz überwiegend bei Personen im Alter unter 60 Jahren auftraten. Dem Paul-Ehrlich-Institut PEI wurden bis dato 31 Fälle von Hirnvenenthrombosen nach einer Impfung mit AstraZeneca gemeldet, wie der SPIEGEL berichtet. Darunter waren 29 Frauen und nur zwei Männer. In neun Fällen sind die Betroffenen gestorben.
Sinusvenenthrombose-Risiko für jüngere Frauen 1:25.000
Auch in anderen europäischen Ländern traten Sinusvenenthrombosen auf. Zuletzt fünf Fälle in Norwegen, davon endeten drei tödlich. Damit liegt das Risiko einer lebensbedrohlichen Hirnvenenthrombose für Frauen unter 60 Jahren jetzt bei 1: 25.000. Einige Bundesländer und Regionen hatten bereits vor der STIKO-Entscheidung die Impfung mit AstraZeneca bei Personen unter 60 eigenmächtig gestoppt. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hält dagegen immer noch an AstraZeneca für alle Altersgruppen fest.
Ob jüngere Personen, die bereits einmal mit dem Vaccine AstraZeneca geimpft wurden, eine zweite Dosis mit diesem oder einem anderen Impfstoff bekommen sollten, darüber will die STIKO bis Ende April eine ergänzende Empfehlung abgeben. Da die Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff Anfang Februar begonnen wurde, sind bei einem empfohlenen Impfabstand von zwölf Wochen die ersten Zweitimpfungen Anfang Mai vorgesehen.
Abwehrreaktion gegen den Impfstoff von AstraZeneca
Die Ursachen für das Auftreten von Thrombosen konnten inzwischen weitgehend geklärt werden. Einige Menschen entwickeln nach der Impfung mit dem Vektorimpfstoff Antikörper, die sich gegen die eigenen Blutplättchen richten. Die sogenannten Thrombozyten verklumpen dann zu Blutgerinnseln und verstopfen im Gehirn die Sinusvenen. Blut kann nicht mehr abfließen, das Gehirn schwillt an, es kommt zu lokalen Blutungen. Während die Abwehrreaktion als gesichert gilt – es wird vermutet, dass sich das Immunsystem gegen die im Impfstoffe enthaltende DNA wehrt, ist noch unklar, warum die Thromben in den Hirnvenen auftreten. Auch ist noch nicht ganz klar, weshalb Frauen ein sehr viel höheres Risiko haben als Männer. Diskutiert werden hormonelle Einflüsse und eine stärke Disposition für Autoimmunerkrankungen.
Am Donnerstag, den 1. April will die STIKO wieder beraten. Es kann sein, dass die Empfehlungen zu AstraZeneca noch einmal verändert werden.