Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Sterben Männer früher, weil sie seltener zum Arzt gehen?

Dienstag, 2. Oktober 2018 – Autor:
Frauen haben immer noch eine längere Lebenserwartung als Männer. Durch Krankheit im Alter wird der Überlebensvorteil sogar noch größer, haben Demografieforscher jetzt ausgerechnet. Dahinter steckt womöglich ein Männertypischer Grund.
Lebenserwartung Männer und Frauen

Ein Paar, unterschiedliche Lebenserwartung: Im Alter wird der Überlebensvorteil von Frauen noch deutlich größer

Was die Lebenserwartung betrifft, sind Männer deutlich im Nachteil: Sie leben kürzer als Frauen und ihr Sterberisiko ist in jedem Alter höher. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) konnten jetzt zeigen, dass dieser Überlebensnachteil mit zunehmendem Alter noch größer wird. Und das obwohl ja auch Frauen im Alter krank und gebrechlich werden. Aber offenbar scheint eine schwere Krankheit in der zweiten Lebenshälfte den Frauen weniger anzuhaben als dem „starken“ Geschlecht.

Streberisiko für Männer steigt nach dem Krankenhaus

Das jedenfalls ergab eine Analyse von Daten dänischer Frauen und Männer im Alter von 50 bis 79 Jahren. Die Demografen schauten sich an, ob die Probanden nach einem stationären Krankenhausaufenthalt innerhalb eines Jahres starben. Das Ergebnis: Deutlich mehr Männer verstarben innerhalb dieses Zeitraums als Frauen (43,8 mehr pro 1.000 Betroffene). Da in der vergleichbaren Gesamtbevölkerung (vermutlich ohne Klinikaufenthalt) nur 13,5 mehr Männer als Frauen pro 1.000 Menschen starben, bedeutet das, dass sich die Kluft durch Krankheit weiter vergrößert und nicht etwa annähert.

Nicht nur über die gesamte Altersspanne von 50 bis 79 Jahre verstärkte sich der Überlebensnachteil der Männer. Für jedes einzelne Altersjahr galt dies ebenso. Schon im Alter von 50 Jahren stand einem Sterberisiko von 5,2 Prozent bei den zuvor eingewiesenen Männern ein Risiko von nur 3,0 Prozent bei den Frauen gegenüber.

Männer gehen seltener zum Arzt

Wie lässt sich diese enorme Diskrepanz erklären? Studienautor Andreas Höhn vermutet, dass es nicht der Klinikaufenthalt selbst ist, der den Männern nicht bekommt. „Männer können gegenüber Frauen ihre Überlebenschancen nicht dadurch erhöhen, dass sie Krankenhäuser und Ärzte möglichst meiden“, sagt der Demograf. „Ihnen würde eher das Gegenteil helfen: Sie sollten sich früher und öfter in medizinische Behandlung begeben.“

Weil die meisten Männer viel seltener zum Arzt gingen als Frauen, sei es für sie öfter schon zu spät, wenn sie den Schritt endlich tun, glaubt Höhn. „Ihre Krankheiten könnten dann schon so weit fortgeschritten sein, dass sich kaum mehr etwas gegen sie unternehmen lässt. In der Folge sterben sie häufiger als Frauen.“ Allerdings ist das nur eine Vermutung. Durch die vorliegende Untersuchung lässt sie sich nicht belegen.

Foto: pixabay

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Demografie , Krankenhäuser , Sterberate

Weitere Nachrichten zum Thema Lebenserwartung

29.04.2018

Seit der deutschen Wiedervereinigung ist die Lebenserwartung in Ostdeutschland gestiegen. Glaubte man jedenfalls bislang. Demografieforscher sind nun zu einem etwas anderen Ergebnis gekommen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin