Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Statine: Wie sicher und verträglich sind sie?

Donnerstag, 26. Mai 2022 – Autor:
Zur Senkung hoher Cholesterinwerte werden Statine als Mittel der Wahl eingesetzt, da sie wirksam vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen. Berichte über Nebenwirkungen verunsichern viele Patienten. Wie sicher und verträglich sind diese Cholesterinsenker?
Apotheke sucht ein Medikament in einer Wandschublade.

Statine sind das Mittel der Wahl bei der Behandlung eines hohen Cholesterinspiegels. Über Nutzen und Risiken dieser Medikamente wird aber immer wieder diskutiert. – Foto: AOK-Mediendienst

Bestimmte Dinge tun nicht weh. Aber das heißt nicht, dass sie nicht gesundheitsschädlich wären oder sogar gefährlich. Hoher Blutdruck zum Beispiel oder hohe Blutzuckerwerte. Und: ein hoher Cholesterinspiegel. Durch Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße („Plaque“) erhöht er das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Zur Senkung hoher Cholesterinwerte werden Statine als Mittel der Wahl eingesetzt, da sie wirksam vor den gefährlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen können. Doch Berichte über Nebenwirkungen verunsichern viele Patienten. Und ein heikler Punkt ist: Der Nutzen der Medikamente in den Blutgefäßen ist nicht unmittelbar zu spüren.

Statine: Patienten berichten über Muskelschmerzen

Trotz der guten Studienlage zu Statinen stehen manche Menschen den Medikamenten skeptisch gegenüber. Das beobachtet zumindest die Deutsche Herzstiftung (DHS). Dass so häufig über Nebenwirkungen, insbesondere über Muskelschmerzen, berichtet wird, liege aber nicht immer an den Statinen, heißt es in einer Mitteilung der DHS. „Muskuloskelettale Probleme treten in höherem Alter generell häufiger auf“, erklärt Ulrich Laufs vom wissenschaftlichen Beirat der Stiftung. Nicht immer seien die Statine Ursache für die Beschwerden. Vielmehr müsse in solchen Fällen untersucht werden, ob die Beschwerden möglicherweise zufällig zeitgleich aufgetreten sind.

Herzstiftung: Statine sind sichere und gut verträgliche Medikamente

Die Herzstiftung geht davon aus, dass die Sorge in den allermeisten Fällen unnötig ist; und dass sich ein Großteil der Nebenwirkungen durch eine gute Einstellung der medikamentösen Therapie verhindern lässt. „Durch kontrollierte Studien über mehrere Jahrzehnte können wir sagen, dass Statine sehr sichere und gut verträgliche Medikamente sind”, sagt der Kardiologe Laufs.

Ernährungsmedizin kann helfen – aber nicht bei jedem

Ein hoher LDL-Cholesterinspiegel lässt sich bei vielen Betroffenen durch gesunde Lebensmittel oder Ernährungsstrategien oder einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung positiv beeinflussen. Hierzu zählen beispielsweise eine Handvoll Walnüsse täglich, Sport wie Nordic Walking, Heilfasten. Als pharmakologisch besonders wirksam gelten Haferflocken. Aber offenbar nicht bei allen Betroffenen schlagen dieser ernährungsmedizinischen Strategien an.

Helfen die Maßnahmen nicht, sind Statine die ersten Mittel der Wahl. Auf lange Sicht fühlen sich Betroffene laut DHS durchaus besser, wenn der Cholesterinspiegel und weitere Risikofaktoren gut eingestellt sind. Daher sollten Patienten bei Problemen die Statine keinesfalls einfach weglassen. „Ein cholesterinsenkendes Medikament abzulehnen, kann fatale Folgen haben, weil dadurch der Schutz vor Infarkten und anderen Komplikationen wegfällt“, sagt Ulrich Laufs, der Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig ist.

Nebenwirkungen? Statin wechseln – oder neue Medikamenten-Alternativen ausprobieren

Treten tatsächlich Nebenwirkungen auf, lässt sich laut DHS in den allermeisten Fällen durch einen Wechsel des Statins eine sorgfältige Einstellung der Dosierung oder eine Kombinationstherapie eine Medikation finden, die gut vertragen wird. Für Risikopatienten oder wenn herkömmliche Therapien nicht ausreichen, stehen neuere Behandlungsstrategien wie die Therapie mit Bempedoinsäure oder PCSK9-Hemmern zur Verfügung.

US-Studie: Statine nicht überschätzen

Eine erst vor wenigen Tagen publizierte Meta-Analyse von Medizinern aus den USA bestätigt zwar  die schützende Wirkung von Statinen. Allerdings kommen die Autoren auch zu dem Schluss, dass Statine kein Wundermittel sind und ihre Wirkung im Hinblick auf die Senkung des absoluten Risikos für Herzinfarkt, Schlaganfall oder vorzeitigem Tod nicht so gewaltig seien, wie manche Studien es suggerierten. Die Wirkung von Statinen werde immer wieder überschätzt.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Arzneimittel , Statine , Cholesterin , Herzinfarkt , Schlaganfall

Weitere Nachrichten zum Thema „Cholesterin“

Statine sollen den Cholesterinspiegel senken, denn hohe Cholesterinwerte führen zu Ablagerungen an den Gefäßwänden und steigern das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Viele Patienten stehen ihnen aber skeptisch gegenüber. Experten der Deutschen Herzstiftung haben jetzt die populärsten Vorurteile rund um Statine einem Faktencheck unterzogen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin