Statine schützen vor Grauem Star und Demenz
Statine werden auch als Lipidsenker bezeichnet, weil sie den Blutfettspiegel deutlich reduzieren können. Offenbar können Statine aber noch mehr. Zwei Studien aus den USA und Taiwan, die auf dem diesjährigen Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Amsterdam vorgestellt wurden, weisen darauf hin, dass Statine vor Grauem Star und Demenz schützen können.
So kam eine Untersuchung von Professor John B. Kostis von der Robert Wood Johnson Medical School in New Brunswick zu dem Ergebnis, dass eine Therapie mit Statinen das Risiko eines Grauen Stars um 20 Prozent reduziert. Für die Analyse wurden 14 Studien mit insgesamt 2,4 Millionen Patienten untersucht. Es stellte sich heraus, dass der Schutz umso größer war, je länger die Behandlung mit Statinen dauerte. Bei Patienten, die im Durchschnitt 14 Jahre lang Statine eingenommen hatten, war die Wahrscheinlichkeit, einen Katarakt zu erleiden, um über 50 Prozent reduziert.
Statine veringern das Demenzrisiko
Eine andere Untersuchung lieferte Hinweise, dass Statine auch vor einer Demenz schützen können. Auch hier scheinen höhere Dosierungen stärkere Effekte zu haben. Für die Studie von Dr. Tin-Tse Lin vom National Taiwan University Hospital Hsin-Chu Branch wurden die Daten von 60.000 Patienten über 65 Jahren analysiert. Rund 15.000 dieser Patienten erhielten eine Therapie mit Statinen.
Die Forscher teilten die Patienten, die mit einem Statin behandelt wurden, in Abhängigkeit von der Dosis in drei Gruppen ein und analysierten die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Demenz. Es zeigte sich, dass das Risiko für eine Demenz niedriger war, je höher die verabreichte Statindosis beziehungsweise je stärker das Statin war. So betrug in der Gruppe derjenigen Patienten, die eine Hochdosis-Statintherapie erhielten, das Demenzrisiko nur etwa 30 Prozent des Risikos, das ältere Personen sonst aufweisen.
Wirkmechanismus der Statine noch unklar
Statine standen ursprünglich im Verdacht, einen Grauen Star sogar begünstigen zu können. Durch die neuen Studien kann offenbar Entwarnung gegeben werden. „Es scheinen nun die Bedenken ausgeräumt zu sein, dass eine konsequente Statin-Therapie das Katarakt-Risiko erhöhen könnte“, erklärte Professor Eckart Fleck vom Deutschen Herzzentrum Berlin. „Die Daten sprechen dafür, dass die Gefahr eines Grauen Stars sogar sinkt.“
Statine werden eigentlich verschrieben, um das Risiko eines Herzinfarkts zu senken. Der genaue Wirkmechanismus der Medikamente ist aber noch nicht bekannt. Viele Ärzte glauben, dass die Senkung des Cholesterinspiegels für die Reduktion der Herzinfarktrate verantwortlich ist. Allerdings haben Statine auch einen positiven Einfluss auf die Blutgefäße und möglicherweise noch andere, nicht erforschte Effekte. Welche Mechanismen letztlich für die positiven Wirkungen der Statine verantwortlich sind, wissen die Forscher noch nicht.
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