Statine gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Doch offenbar wurde bisher eine häufige Nebenwirkung übersehen. Laut einer aktuellen Studie, die in den Archives of Internal Medicine veröffentlicht wurde, können Statine bereits unter niedrigen Dosierungen zu einer Ermüdung der Muskulatur führen, welche die körperliche Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen kann. Die Nebenwirkung ist als erstes bei Leistungssportlern aufgefallen. Jetzt wurde sie in einer randomisierten klinischen Studie der Forscherin Beatrice Golomb von der Universität von Kalifornien in San Diego gezielt untersucht.
Statine gehören zu einer Gruppe von Medikamenten, die zu einer Senkung des Cholesterinspiegels führen. Die aktuelle Studie erstreckte sich über sechs Monate. Alle Teilnehmer wiesen vor der Therapie einen zu hohen Cholesterinspiegel auf, waren aber ansonsten gesund, hatten keine Herzprobleme und keinen Diabetes. Es zeigte sich, dass es unter der Therapie mit Statinen zu einem signifikanten Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit kam, und das auch schon bei geringen Dosierungen von 20 mg täglich. Bei Frauen war der unerwünschte Effekt besonders ausgeprägt.
Zwei von zehn Patienten berichten über Energiemangel
Als Endpunkte der Studie galten unter anderem die subjektive Selbsteinschätzung der Patienten bezüglich der Punkte "Energie" und "Ermüdung beim Sport". Zwei von zehn Patienten berichteten, unter der Einnahme der Statine hätten sich entweder beide Parameter ein wenig oder aber ein Parameter stark verschlechtert. Bei einer von zehn Frauen hatten sich sogar beide Parameter stark verschlechtert. Die Studienleiterin betonte, dass Nebenwirkungen von Statinen im Allgemeinen mit der Dosis zunähmen, dass also bei höheren Dosierungen mit noch grösseren Beeinträchtigungen der Energie zu rechnen sei.
Da eine schnelle Ermüdbarkeit die Lebensqualität wesentlich beeinträchtigen kann, erklärten die Autoren der Studie, man müsse in Zukunft bei der Verordnung von Statinen diese unerwünschten Nebenwirkungen bedenken. Dass diese in früheren Studien nicht entdeckt wurden, zeigt, dass die bisherigen Standards von klinischen Untersuchungen offenbar nicht lückenlos sind. Auch hier, so die Forscher, müsse man eventuell über eine Veränderung der Verfahren nachdenken.
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