Starker Anstieg: Zehntausende Masernfälle in Europa

In Europa sind in diesem Jahr so viele Maserninfektionen aufgetreten wie schon lange nicht mehr – Foto: ©weerapat1003 - stock.adobe.com
Eigentlich galt das vergangene Jahr bereits als Rekordjahr, was Masernerkrankungen betrifft: Über 24.000 Infektionen waren europaweit aufgetreten – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach von einer Tragödie. Doch das Jahr 2018 stellt das vorhergehende noch in den Schatten: Bereits jetzt wurden über 41.000 Infizierungen mit Masern verzeichnet. Damit ist die Zahl der Masernerkrankungen in der europäischen Region immens gestiegen. Auch Todesfälle gab es schon: Mindestens 37 Menschen sind in diesem Jahr bereits in Folge einer Masernerkrankung gestorben.
WHO fordert umfassende Maßnahmen der Mitgliedsländer
Experten der WHO fordern nun die 53 Mitgliedstaaten auf, umfassende Maßnahmen zu ergreifen, um eine weitere Ausbreitung der Masern zu stoppen. Die wichtigste und vergleichbar einfache Maßnahme ist das Impfen. Doch nach wie vor gibt es viele Impfgegner. Um Ausbrüche zu vermeiden, ist es aber wichtig, eine gewisse „Herdenimmunität“ in der Bevölkerung aufzubauen. Dazu müssen mindestens 95 Prozent der Menschen geimpft sein.
Mehr als die Hälfte der Masernerkrankungen in diesem Jahr seien in der Ukraine aufgetreten (23.000), weil dort im Zuge der Konflikte Routinen für Impfung und Überwachung unterbrochen wurden, so der Bericht der WHO. Aber auch in Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Russland und Serbien habe es mehr als 1.000 Ansteckungen gegeben.
In Deutschland sind im ersten Halbjahr dieses Jahres weniger Menschen an Masern erkrankt als im Vergleichszeitraum des vorigen Jahres. „Nur“ 387 Masernfälle wurden bisher gemeldet. Dennoch ist auch hier niemand, der nicht geimpft ist, sicher vor der Erkrankung, die durchaus lebensbedrohlich werden kann. Die Impfquote stagniert in Deutschland seit Jahren bei etwa 93 Prozent – zu wenig nach Expertenmeinung.
Regionale Unterschiede in Deutschland
Bemerkenswerterweise sind Masernausbrüche innerhalb Deutschland sehr ungleich verteilt. Während in einigen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland oder Sachen-Anhalt nur noch selten Masernerkrankungen auftreten, sind Berlin und Nordrhein-Westfalen überdurchschnittlich oft betroffen.
In einwohnerstarken Bundesländern sind vermutlich mehrere Faktoren schuld an einer schnellen Ausbreitung: Zum einen leben die Menschen hier dichter zusammen. Zum anderen ist es hier wahrscheinlicher, auf Menschen ohne Impfschutz zu treffen. So können Touristen und Migranten Masern hierher verschleppen. In bestimmten Gebieten finden sich zudem besonders viele Impfgegner, die damit sich selbst, ihre Kinder und andere Menschen in Gefahr bringen.
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