Stammzelltransplantation nur für krebskranke HIV-Patienten geeignet

Zum ersten Mal ist eine Frau von HIV geheilt worden. Die Leukämiepatientin bekam eine Stammzellspende aus Nabelschnurblut – Foto: © Adobe Stock/ fizkes
Stammzellen aus Nabelschnurblut haben eine Frau aus New York von HIV geheilt. Sie ist damit weltweit erst der dritte Mensch, bei dem eine Heilung von HIV gelungen ist. Die anderen Patienten waren Männer, die mit einer Knochenmarkstransplantation behandelt wurden. Die Patientin aus New York bekam dagegen erstmals Stammzellen aus Nabelschnurblut transplantiert. Alle vier hatten auch Leukämie. Das war der Grund, weshalb sich die Ärzte für eine Stammzelltransplantation entschieden.
Chancen stehen großen Risiken gegenüber
Die Nachricht weckt natürlich Hoffnung in der HIV-Community. Doch eine Stammzelltransplantation ist mit so hohen Risiken verbunden, dass sie für HIV-Patienten normalerweise nicht in Frage kommt. „Für HIV-Patienten, die keine Krebserkrankung haben und insbesondere keine Leukämie oder kein Lymphom, ist das keine empfohlene Strategie“, sagt HIV-Arzt Christoph Boesecke von der Uniklinik Bonn im DW-Interview. Für die meisten HIV-Infizierten seien antiretrovirale Medikamente „ein sehr gutes Mittel der Wahl.“
Nur jeder zweite überlebt eine Stammzelltransplantationen
Bei einer Stammzelltransplantation wird das Immunsystem ausgelöscht. Bis sich ein neues Immunsystem gebildet hat, sind die Patienten extrem infektanfällig. Jeder kleinste Keim könnte sie umbringen. Hinzukommen Abstoßungsreaktionen. Nur jeder zweite Patient überlebt diesen Eingriff. Die Therapie könne auch schwer krank machen, betont HIV-Spezialist Boesecke. „Deshalb würden Mediziner eine Stammzellspende auch nie bei HIV-Patienten einsetzen, die nicht auch noch eine Leukämie oder ein Lymphom zusätzlich haben.“
Mutation im CCR5-Gen ist entscheidend
Für eine Stammzelltransplantation muss zunächst ein passender Spender gefunden werden. Doch damit allein wird das HI-Virus nicht besiegt. Der Stammzellspender muss zusätzlich eine Mutation im CCR5-Gen aufweisen. Diese seltene Mutation sorgt dafür, dass ein Oberflächenmolekül auf weißen Blutkörperchen – der CCR5-Rezeptor – so verändert ist, dass HIV dort nicht andocken und damit die Zelle auch nicht infizieren kann. Die Mutation macht sozusagen immun gegen HIV.
Dieser „Trick“ hatte auch Timothy Brown von HIV geheilt. Er ging als „Berliner Patient“ in die Medizingeschichte ein. Timothy Brown war zwar von HIV geilt, litt jedoch nach seiner Stammzelltransplantation im Jahr 2008 an neurologischen Störungen. 2020 ist er an einem Rückfall seiner Leukämie verstorben.