Staatsanwaltschaft ermittelt an Uniklinik Heidelberg
In den Jahren 2010 und 2011 ist es am Universitätsklinikum Heidelberg zu Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Spenderherzen gekommen. Wie jetzt bekannt wurde, hatte das Universitätsklinikum bereits am 25. August Strafanzeige bei der Heidelberger Staatsanwaltschaft gegen Unbekannt erstattet. Die von der Bundesärztekammer vorgegebenen Richtlinien für Herztransplantationen seien nicht eingehalten worden, hieß es. Nach bisherigen Informationen wurden bei 34 Patienten die Krankenakten manipuliert. Aufgeflogen ist das Ganze bei Kontrollen durch die Prüfungs- und Überwachungskommission der Bundesärztekammer im Mai.
Den langen Weg zu einer Herztransplantation abgekürzt?
Die Staatsanwaltschaft Heidelberg ermittelt nun wegen des „Verdachts der versuchten gefährlichen Körperverletzung durch manipulierte Leistungen von Herztransplantationspatienten“. Nach einem Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung bestätigte der Leitende Ärztliche Direktor des Klinikums Prof. Guido Adler die Manipulationen. In der Dosierung von Dopamin und zeitlicher Vorgabe seien die Mediziner von den Richtlinien abgewichen, zitiert ihn die Zeitung. Dopamin wird gegeben, um den Herzmuskel zu stärken. Gibt man zu wenig davon, scheinen die Patienten kränker als sie tatsächlich sind. Sie rücken dann auf der Transplantationsliste von Eurotransplant nach oben und erhalten früher eine Herztransplantation als ihnen eigentlich zusteht. Unklar ist bislang, ob durch die Manipulationen andere Patienten zu Schaden gekommen sind. Wäre dies der Fall, müsste sich das Klinikum eventuell sogar wegen Totschlags verantworten.
Nachdem am Donnerstag mehrere Medien darüber berichtet hatten, bestätigte das Uniklinikum Heidelberg schließlich am Freitagnachmittag die Manipulationen in einer Stellungnahme. Bei der Verabreichung bestimmter kreislaufwirksamer Medikamente sei es zu „Abweichungen“ gekommen, heißt es dort. Einige der 34 Fälle habe das Klinikum nach der Prüfung im Mai selbst aufgedeckt und freiwillig der Prüfungskommission übermittelt. Die Aufarbeitung sei von der Bundesärztekammer ausdrücklich gelobt worden, sagte eine Sprecherin des Klinikums.
Berlin arbeitet seinen Transplantationsskandal noch auf
Transplantationsskandale in der Herzchirurgie hat es in jüngster Zeit am Universitätsklinikum Großhadern und am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) gegeben. Auch hier sollen Patienten absichtlich kränker gemacht worden sein, damit sie schneller ein neues Herz bekommen. In Berlin wurden die Vorwürfe im August 2014 bekannt. Die Ermittlungen laufen noch.
Der neue Chef des Berliner Herzzentrums Prof. Volkmar Falk hatte bei seinem Amtsantritt im Oktober letzten Jahres umfassende Aufklärung versprochen. Man unterstütze nicht nur die staatsanwaltlichen Ermittlungen, sondern habe bereits alle Abläufe in der Transplantationsmedizin so transparent gemacht, „dass sich solche Vorkommnisse nicht wiederholen können."
Richtigstellung: Im Orginal-Artikel wurde fälschlicherweise behauptet, dass das "Herzzentrum München" bei Herztransplantationen manipuliert haben soll. Gemeint war das Universitätsklinikum Großhadern.
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