Die Wirkung von Sport auf den Organismus ist inzwischen gut erforscht. Zahlreiche Langzeitstudien belegen, dass körperliche Aktivität und Bewegung eine Risikoreduktion bewirken etwa bei koronarer Herzkrankheit, bei Herzinsuffizienz sowie bei arteriellem Bluthochdruck. Dies erklärte Prof. Dr. Herbert Löllgen, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, beim 37. Interdisziplinären Forum „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin“ Anfang Februar in Berlin.
Regelmäßige Bewegung senke auch Häufigkeit und Schwere des Schlaganfalls. „Bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit wirkt ein Gehtraining besser als Medikamente oder sogar der Stent“, sagte Löllgen. Aber auch bei chronisch obstruktiver Bronchitis, Diabetes mellitus und dem metabolischen Syndrom sowie bei Osteoporose und Fibromyalgie seien Bewegung und körperliche Aktivität „Therapieform der ersten Wahl“.
Bewegung bei Rückenschmerzen oft Therapie der ersten Wahl
Insbesondere bei der Volkskrankheit Rückenschmerz ist Sport oft Therapie der ersten Wahl. Viele Krankheiten des Muskel- und Skelettsystems könnten durch regelmäßige Bewegung vermieden werden, erklärte Prof. Dr. Winfried Banzer von der Goethe-Universität Frankfurt am Main. „Diese Krankheiten gehören zu den häufigsten und ‚teuersten‘ gesundheitlichen Problemen in Deutschland.“ Sie verursachten die meisten Arbeitsunfähigkeitstage und seien einer der häufigsten Gründe von Frühberentung. „Mit Hilfe der Diagnostik von Alltags- wie auch sportlicher Bewegungsabläufe lassen sich mögliche Asymmetrien, Fehlbelastungen, Dysbalancen und Aktivierungsstörungen erkennen.“ Daraus ließen sich besonders bei Schmerzen etwa an der Wirbelsäule oder an den Gelenken und nach sportmedizinisch-orthopädischen Eingriffen Präventionsangebote und Therapien ableiten.
Aber auch auf unsere Denkleistung soll Sport einen positiven Effekt haben. Ärzte haben herausgefunden, dass körperliche Aktivität sowohl kurz- als auch langfristig einen positiven Einfluss auf kognitive Funktionen ausüben kann. Vor dem Hintergrund unzureichender medikamentöser Möglichkeiten zur Verbesserung der kognitiven Leistungen komme dem Sport eine besondere Bedeutung zu, meinte Prof. Dr. Carl-D. Reimers von der Zentralklinik Bad Berka. Wer etwa regelmäßig Ausdauersport treibe, könne das Risiko eines Abbaus kognitiver Leistungsfähigkeit erheblich reduzieren.
Wermutstropfen: Mehr als zwei Millionen Sportunfälle pro Jahr
Sport kann aber auch negative Folgen haben. Nach Auskunft von Prof. Dr. Holger Schmitt von der Klinik Heidelberg sei es in Deutschland im Jahr 2010 bei Sport- und Freizeitaktivitäten zu rund 2,6 Unfällen gekommen. Die Behandlung von Sportverletzungen finde in Deutschland allerdings auf hohem Niveau statt, betonte Schmitt. So sei etwa der Erhalt körpereigener Strukturen bei Verletzungen oberstes Gebot. Gerade bei jungen Menschen werde ein gerissener Meniskus möglichst genäht und nicht operativ entfernt. Auch werde der Prävention von Verletzungen in Zukunft immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet.
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