Sport könnte Defizite von frühgeborenen Kindern ausgleichen

Training der motorischen Fertigkeiten hilft frühgeborenen Kindern auch im späteren Alter, meinen Sportwissenschaftler – Foto: © Adobe Stock/ Ralf Geithe
Kinder, die vor der 32. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, haben einen schweren Start ins Leben. Motorische und kognitive Defizite können ein Leben lang bestehen bleiben. Bessere Karten könnten indes frühgeborene Kinder haben, die ihre motorischen Fähigkeiten mit Sport trainieren. Das jedenfalls vermuten Sportwissenschaftler der Uni Basel.
In einer Studie hatte das Team um Dr. Sebastian Ludyga und Prof. Dr. Uwe Pühse 54 sehr frühgeborene Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren mit einer Kontrollgruppe gleichaltriger termingeborener Kinder verglichen. Augenmerk der Studie lag auf der Impulskontrolle, die bei Frühgeborenen oft geschwächt ist. Eine schwächere Impulskontrolle ist mit Nachteilen in der schulischen Leistung, Verhaltensauffälligkeiten sowie mit einer größeren Anfälligkeit für Suchterkrankungen assoziiert.
Frühgeborene haben schwächere Impulskontrolle
Um die Impulskontrolle zu testen, ließen die Wissenschaftler die jungen Probanden einen sogenannten «Go/NoGo»-Test durchführen. Dabei müssen die Kinder auf ein Signal hin schnellstmöglich einen Knopf drücken. Bei einem anderen Signal dürfen sie dagegen den Knopf nicht betätigen – müssen also ihren Bewegungsimpuls unterdrücken. Während des Tests wurde die Hirnaktivität der Kinder mithilfe eines EEGs (Elektroenzephalogramms) gemessen.
„Der Vergleich zwischen den beiden Gruppen zeigte im Durchschnitt, dass die frühgeborenen Kinder durch veränderte Aufmerksamkeitsprozesse den Bewegungsimpuls schwerer unterdrücken konnten“, erläutert Dr. Sebastian Ludyga die Ergebnisse des «Go/NoGo»-Tests.
Motorik und Kognition bei Kindern eng verknüpft
Interessante Ergebnisse brachten auch Testreihen zur Grob- und Feinmotorik und die Geschicklichkeit im Umgang mit einem Ball. Hier zeigte sich bei den Frühgeborenen: Je größer die Defizite bei den motorischen Fertigkeiten waren, desto mehr Defizite gab es auch bei der Impulskontrolle.
«Wir schließen aus diesen Ergebnissen, dass ein gezieltes Training der motorischen Geschicklichkeit auch die kognitiven Einschränkungen reduzieren könnte», sagt Ludyga. Denn insbesondere bei jüngeren Kindern sei die Entwicklung der motorischen und der kognitiven Fähigkeiten eng verknüpft. „Das Zeitfenster von 9 bis 13 Jahren ist daher ein vielversprechender Zeitraum, um kognitive Einschränkungen bei sehr frühgeborenen Kindern auszugleichen.“
Den Beweis ihrer Hypothese wollen die Forscher mit einer Folgestudie antreten.