Spätfolgen Strahlentherapie: Studie geht Ursachen auf den Grund

Erst geheilt, dann wieder Krebs. Spätfolgen nach Strahlentherapie werden jetzt wissenschaftlich untersucht
Eine Chemotherapie oder Strahlentherapie kann schwerwiegende Spätfolgen haben: Etwa fünf bis zehn Prozent aller ehemaligen Patienten erkranken erneut an Krebs. Bislang ist nicht kar, welche Menschen es trifft. Die entscheidenden Unterschiede will jetzt der Forschungsverbund „ISIBELa“ ermitteln. Konkret geht es in dem Forschungsprojekt um die Strahlentherapie im Kindesalter und das spätere Risiko für eine weitere Krebserkrankung. Eine der Kernfragen von ISIBELa lautet deshalb, ob Zellen unterschiedlich auf die ionisierenden Strahlen reagieren, wie sie bei der Strahlentherapie in mehr oder weniger hohen Dosen eingesetzt werden.
Spätfolge Krebs nach Krebstherapie
Um das herauszufinden, werden die Wissenschaftler zunächst alle Zweittumoren nach Krebs im Kindesalter in Deutschland erfassen und statistisch auswerten. Anschließend werden die Faktoren untersucht, die Patienten mit einem Zweittumor und Patienten ohne eine solche Spätfolge unterscheiden, wie etwa Art der Ersterkrankung oder erhaltener Therapie. Patienten, die nach der ersten Krebstherapie einen Zweittumor erlitten haben, werden um die Spende einer Gewebeprobe gebeten. Ebenso werden Patienten untersucht, welche dieselbe Ersterkrankung hatten, im Laufe des weiteren Lebens aber gesund geblieben sind.
„Die Gewebeproben werden mit modernsten Labormethoden auf genetische und epigenetische Ursachen für eine Krebserkrankung untersucht“, erklärt die Leiterin des Forschungsverbunds Prof. Maria Blettner. Beispielsweise suche das Institut für Molekulargenetik der JGU mit den neuen Methoden der Hochdurchsatz-Entschlüsselung von Genomen und Transkriptomen nach Unterschieden in den Patientengruppen.
Schonendere Therapien
Ziel des Projekts sei es, die Therapien zu individualisieren und schonender zu machen. „Die gewonnenen Forschungserkenntnisse sollen uns in die Lage versetzen, Methoden zu entwickeln, mit denen sich in hohem Maße strahlenempfindliche Patienten bereits vor der Therapie identifizieren lassen, damit deren Therapie optimal angepasst werden kann“, erläutert Prof. Dr. Heinz Schmidberger Direktor der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am Universitätsklinikum Mainz.
Das ISIBELa Verbundprojekt ist Teil des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen der Universitätsmedizin Mainz. Das Vorhaben wird vom Bundesforschungsministerium (BMBF) und vom Bundesumweltministerium mit 3,8 Millionen Euro gefördert.
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