Sonnenblumenkerne als Basis für neues Schmerzmittel

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Ein natürlich vorkommendes Peptid in Sonnenblumenkernen könnte als potenzieller Wirkstoff bei Schmerzen oder Entzündungen im Viszeralbereich (Magen-Darm-Trakt, Bauchraum, innere Organe) helfen.
Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie unter Leitung von Christian Gruber vom Institut für Pharmakologie der MedUni Wien. Beteiligt waren auch die University of Queensland und die australische Flinders University. Ziel war es, Schmerzmittel zu finden, die als Alternative zu Morphin eingesetzt werden können.
Alternative zu Opioiden gesucht
"Morphin war eines der ersten pflanzlichen Arzneimittel und wurde vor über 200 Jahren aus Schlafmohn isoliert. Es bindet Opioid-Rezeptoren im Gehirn und gilt nach wie vor als Säule der Schmerztherapie. Gleichzeitig gibt es aber ein hohes Risiko der Opioid-Abhängigkeit und bei Überdosierung - als Folge dieser Abhängigkeit - wird das Atemzentrum im Gehirn blockiert, was zum Atemstillstand und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann", erläutert Gruber in einer Pressemitteilung.
Daher versuchen Forscher weltweit, alternative Wirkstoffe zu entwickeln. Sonnenblumenextrakte wurden in der traditionellen Medizin aufgrund ihrer anti-entzündlichen und schmerzstillenden Wirkung verwendet.
Sonnenblumenkerne als Basis für neues Schmerzmittel
Die Wissenschafter isolierten nun zuerst jenes pflanzliche Molekül, welchem diese Wirkung zugeschrieben wird, den sogenannten Sonnenblumen-Trypsin-Inhibitor-1 (SFTI-1), eines der kleinsten in der Natur vorkommenden zyklischen Peptide. Dieser wurde optimiert, indem ein körpereigenes Opioid eingebaut wurde. Insgesamt 19 Peptide wurden nach dem Original-Bauplan von SFTI-1 optimiert und pharmakologisch im Tiermodell getestet.
"Eine dieser Varianten erwies sich als unser Top-Kandidat als mögliches neuartiges Schmerzmittel, besonders für Schmerzen im Magen-Darm-Trakt oder in den peripheren Organen. Dieses Peptid ist äußerst stabil, hochpotent und wirkt restriktiv in der Körperperipherie. Daher sind bei Anwendung auch weniger der typischen Nebenwirkungen von Opioiden zu erwarten", betont Gruber. Sonnenblumenkerne könnten damit als Basis für ein neues Schmerzmittel dienen.
Nebenwirkung: Stimmungsschwankungen
Das Sonnenblumen-Peptid wirkt nicht im Gehirn, wodurch es ein eher geringes Risiko für eine Abhängigkeit hat. Außerdem aktiviert es selektiv nur jenen molekularen Signalweg, der die Schmerzweiterleitung beeinflusst, aber nicht die typischen Opioid-Nebenwirkungen hervorruft. Die Wirkweise des Peptids über den so genannten Kappa-Opioid-Rezeptor hat allerdings oft Stimmungskrisen und Depression zur Folge.
Die Wissenschafter sehen dennoch das Potenzial, aus dem Wirkstoff ein Medikament zu entwickeln, das in Tablettenform verabreicht werden würde und auch gegen ähnliche schmerzhafte Leiden einsetzbar ist, zum Beispiel bei entzündlichen Darmerkrankungen. Die Studie erschien im Fachmagazin Journal of Medicinal Chemistry.