Software Sormas soll Gesundheitsämter entlasten

Gesundheitsämtern können das Kontaktpersonen-Managementsystem Sormas kostenlos nutzen – Foto: ©Syda Productions - stock.adobe.com
Die digitale Rückständigkeit der deutschen Gesundheitsämter könnte bald der Vergangenheit angehören. Das verspricht das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig, das federführend das digitale System Sormas zur Bekämpfung der Corona-Pandemie entwickelt hat. Das System soll Gesundheitsämter bei der Fallerfassung und Kontaktnachverfolgung unterstützen, was augenblicklich vielerorts nur noch sehr eingeschränkt möglich ist. Auch der digitale Austausch zwischen den Gesundheitsämtern soll damit verbessert werden und so helfen, Infektionsketten zur durchbrechen.
Kostenloses Kontaktpersonenmanagement
Das System (Sormas = Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System) wurde 2014 im Zuge des westafrikanischen Ebola-Ausbruchs vom HZI, dem Robert Koch-Institut und weiteren Partnern entwickelt. Nun wurde es für SARS-CoV-2 angepasst. Durch die Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit steht Sormas allen Gesundheitsämtern kostenlos zur Verfügung. 95 von 400 Gesundheitsämtern nutzen das System bereits.
„Je früher das Programm zum Einsatz kommt, desto größer der Nutzen für die Pandemiebewältigung“, sagt Prof. Dr. Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Eine Installation und Umstellung auf das System sei auch während der Hochphase der Pandemie möglich. „Sormas kann in vier Schritten und in 48 Stunden nach Vertragsunterzeichnung in jedem Gesundheitsamt in Deutschland gestartet werden”, bestätigt Gérard Krause.
Patientenbeauftragte befürwortet flächendeckende Einführung
Kurz vor Weihnachten konnte sich die Patientenbeauftragte der Bundesregierung Claudia Schmidtke vom Nutzen des Systems überzeugen. „Ich befürworte die flächendeckende Einführung von SORMAS in den Gesundheitsämtern ausdrücklich – auch im Namen der Betroffenen“, wird Schmidtke in einer HZI-Mitteilung zitiert. Gespräche mit dem HZI hätten sie überzeugt, dass eine konsequente Verwendung von Sormas die Gesundheitsämter entlaste und durch eine effektive Kontaktnachverfolgung zum Bruch von Infektionsketten und damit wesentlich zum Schutz von Menschenleben beitragen könne, so Schmidtke.
Wie funktioniert Sormas?
Ein speziell an COVID-19 angepasstes Modul erstellt automatisch SARS-CoV-2 spezifische Prozessmodelle für Fallmeldungen, Infektionsverläufe und Diagnostik. Sormas erspart damit zahlreiche Schriftwechsel, Telefonate und redundante Dokumentationen. Zudem enthält es ein Termin- und Erinnerungssystem für die Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern und ermöglicht durch eine mobile Version das Arbeiten von Unterwegs oder aus dem Home-Office heraus. Auch epidemiologische Karten, Übertragungsketten und Prozesse können von dem System generiert werden.
Weitere Features kommen hinzu: So können mit dem angeschlossenen digitalen Symptomtagebuch der Climedo Health GmbH betroffene Kontaktpersonen ihre Symptome von ihrem Mobiltelefon, Tablet oder Computer heraus dokumentieren und digital in das SORMAS-System des Gesundheitsamts direkt übertragen. Auch die Schnittstellen zu anderen Systemen in den Gesundheitsämtern werden ständig optimiert, wodurch Doppeleingaben und die parallele Verwendung in unterschiedlichen Systemen vermieden werden.
Nach HZI-Angaben wurden mit Sormas bereits mehrere große Epidemien in Afrika erfolgreich bewältigt. Inzwischen wird das System auch in Frankreich und der Schweiz zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie genutzt. Laut einer Analyse der Johns Hopkins Universität ist Sormas eines der umfassendsten digitalen Systeme für das Fall- und Kontaktpersonenmanagement bei COVID-19.
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