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So wird der soziale Brennpunkt zur gesunden Schule

Montag, 21. April 2014 – Autor: Cornelia Wanke
Leistungsstress, Burnout, Kopfschmerzen oder Mobbing: Laut einer Langzeitstudie der Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag der DAK leiden bundesweit zahlreiche Schüler und Lehrkräfte unter körperlichen und psychischen Gesundheitsproblemen. Gezielte Maßnahmen können diese Situation verbessern, so das Fazit.

Alles zum Heulen? Konkrete Maßnahmen helfen, die Schule zu einem guten Ort zu machen! – Foto: © 2013 Zlatan Durakovic, all rights reserved

Der aktuelle Abschlussbericht der Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“, die die Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit durchgeführt hat, verdeutlicht, wie eine wirksame Gesundheitsförderung in Schulen aussehen kann: Am Projekt „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ hatten in den Jahren 2007 bis 2013 insgesamt 30 Schulen aus sieben Bundesländern teilgenommen. An den Befragungen zu Projektbeginn nahmen über 1.200 Lehrkräfte, 6.000 Schüler und 3.600 Eltern teil. 

Vor Projektbeginn wurden 60 Prozent der Schulen als Risikoschulen eingestuft

Sie wurden umfassend zu Arbeits- und Lernbedingungen, zum Schulklima, zu Belastungen und Gesundheitsbeschwerden befragt. Fazit: 60 Prozent der teilnehmenden Einrichtungen ließen sich in Sachen Gesundheit als „Risikoschulen“ und nur 7,4 Prozent als „gute gesunde Schulen“ einstufen. „Gute gesunde Schulen“ bieten eine Lern- und Arbeitsumgebung für Schüler und Lehrkräfte, die Gesundheit und Wohlbefinden und gleichzeitig Leistung und Bildungserfolge fördert. Konkret kamen einzelne Studien unter anderem zu folgenden Ergebnissen:

• Fast jeder dritte Schüler klagte über Kopfschmerzen, Schlafprobleme, Gereiztheit oder Niedergeschlagenheit.

  • 43 Prozent der Schüler beteiligte sich in der Freizeit mindestens einmal im Monat am sogenannten Rauschtrinken.
  • Jeder fünfte Schüler saß täglich mindestens sechs Stunden am Computer oder Fernseher. Die intensive Nutzung der Medien war häufig auch mit Schulproblemen verbunden.
  • 20 Prozent der Lehrkräfte dachten aufgrund von Gesundheitsproblemen an eine Frühpensionierung.

Durch eine gezielte dreijährige Förderung und Verbesserungen im Lern- und Arbeitsumfeld konnten die meisten teilnehmenden Schulen ihre „Gesundheitsbilanz“ deutlich steigern. 

Auch Brennpunktschulen profitierten stark von der Gesundheitsförderung

So sank der Anteil der „Risikoschulen“ von 60 auf 15 Prozent. Gleichzeitig verfünffachte sich der Anteil der „guten gesunden Schulen“ von 7,4 auf 40 Prozent. „Knapp 70 Prozent der teilnehmenden Einrichtungen verbesserten sich deutlich in Richtung gesunde Schule“, sagte Prof. Dr. Lutz Schumacher, einer der Projektleiter der Leuphana Universität Lüneburg. 40 Prozent der Schulen könnten nach Abschluss des Projekts als „gute gesunde Schulen“ eingestuft werden. 

Die Studie zeigt ferner, dass auch sogenannte Brennpunktschulen von der Projektteilnahme profitieren konnten. „Schulen in strukturschwachen Regionen konnten sich im Vergleich zu Schulen mit günstigeren sozioökonomischen Rahmenbedingungen mindestens genauso erfolgreich zu guten gesunden Schulen entwickeln“, heißt es im Abschlussbericht. Ein zentraler Erfolgsfaktor der Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ war die Einbindung von Schülern und Lehrkräften. 

Prävention

„Die Ergebnisse zeigen, dass der Projekterfolg von den Verantwortlichen als sehr hoch bewertet wurde“, betont Prof. Dr. Lutz Schumacher von der Leuphana Universität Lüneburg. Insgesamt war die DAK-Initiative zur Gesundheitsförderung in Schulen laut der Untersuchung „wirksam“ und aus mehreren Gründen „in besonderer Weise innovativ“. Alle gesetzlichen Anforderungen an Präventionsprojekte seien erfüllt. „Zusätzlich wird die Verknüpfung der schulischen Gesundheitsförderung mit der Qualitätsentwicklung der Schulen hergestellt“, heißt es im Schlussfazit. „Dies ist ein entscheidendes Innovationsmerkmal.“

Foto: Zlatan Durakovic - Fotolia.com

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