Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

So senkt die Darmspiegelung die Sterblichkeit

Samstag, 6. März 2021 – Autor:
Eine Darmspiegelung kann Darmkrebs und Todesfälle verhindern. Daten aus der Langzeitstudie ESTHER zeigen eine um 70 Prozent geringere Darmkrebssterblichkeit.
Darmkrebs: Langzeitstudie zeigt, dass die Darmspiegelung viele Todesfälle verhindern kann

Darmkrebs: Langzeitstudie zeigt, dass die Darmspiegelung viele Todesfälle verhindern kann – Foto: © Adobe Stock / Wolfilser

Darmkrebsvorsorge lohnt sich. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums haben jetzt gemeinsam mit dem Krebsregister des Saarlands überzeugende Daten aus der Langzeitstudie ESTHER vorgelegt. Danach senkt die Darmspiegelung das Risiko an Darmkrebs zu erkranken um 60 Prozent. Das Risiko, an Darmkrebs zu versterben, sinkt sogar um 70 Prozent.

Im Jahr 2002 wurde die Darmspiegelung in Deutschland als Teil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms eingeführt. Seither haben alle Menschen ab dem 55. Lebensjahr einen Anspruch auf zwei so genannte Koloskopien im Abstand von zehn Jahren. Seit 2019 gibt es dieses Angebot für Männer schon ab 50 Jahren.

Langzeitstudie bildet Querschnitt der Bevölkerung ab

Um auszuwerten, wie effektiv das Vorsorge-Screening ist, haben die Krebsforscher in der ESTHER-Studie mehr als 9.000 Menschen bis zu 17 Jahre lang beobachtet, die einen Querschnitt der Bevölkerung abbilden. Einige machten von der Darmspiegelung Gebrauch, andere nicht. Die Studienteilnehmer wurden in regelmäßigen Abständen nach ihrem Befinden und ihrem Lebensstil gefragt, ihre Behandlungs- und Krebsregisterdaten wurden erfasst. Nach einer Beobachtungszeit von rund 17 Jahren waren unter den Studienteilnehmern 268 Fälle von Darmkrebs aufgetreten, 98 Teilnehmer waren an Darmkrebs verstorben.

Weniger Todesfälle in der Screening-Gruppe

Bei genauerer Betrachtung zeigte sich: Diejenigen, die eine Vorsorge-Koloskopie wahrgenommen hatten, hatten ein um 60 Prozent niedrigeres Risiko einer Darmkrebsdiagnose als Studienteilnehmer, die das Vorsorge-Angebot nicht genutzt hatten. Das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, war in der Screening-Gruppe in den 10 Jahren nach der Koloskopie sogar um 75 Prozent niedriger.

„Unsere Ergebnisse beziffern, welchen enormen Beitrag die Vorsorge-Koloskopie zur Krebsprävention leisten kann“, sagt Prof. Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Aber die beste Früherkennungsuntersuchung nutze wenig, wenn sie nicht ausreichend wahrgenommen werde. „Noch immer sterben in Deutschland jedes Jahr fast 25.000 Menschen an Darmkrebs. Die meisten dieser Todesfälle wären durch die Darmkrebs-Vorsorge vermeidbar“, so Brenner.

Darmkrebsvorstufen werden bei der Koloskopie gleich entfernt

Darmkrebs entwickelt sich in der Regel über viele Jahre hinweg aus Krebsvorstufen heraus. Die sogenannten Polypen werden bei einer Darmspiegelung entdeckt und gleich entfernt. Damit ist die Koloskopie Diagnostik und Therapie zugleich. Deutschland zählt zu den Ländern, die diese Untersuchung bereits frühzeitig in das gesetzliche Krebsfrüherkennungsangebot aufgenommen haben. Trotzdem lagen bislang nur wenige Daten vor, welchen Beitrag die Vorsorge-Koloskopie im "echten Leben" zur Krebsprävention leistet. Mit der ESTHER-Studie wurde nun eine wichtige Datenlücke geschlossen.

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Krebsfrüherkennung , Darmkrebs , Darmspiegelung (Koloskopie)

Weitere Nachrichten zum Thema Darmspiegelung

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin