Es klingt banal, aber auch das Tablettenschlucken will gelernt sein. Wie große Tabletten und Kapseln besser runtergehen, haben Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Heidelberg nun gezeigt. 151 gesunde Probanden zwischen 18 und 85 Jahren bekamen in einer Studie wirkstofffreie Tabletten und Kapseln verabreicht. Zunächst mussten sie die Arznei so einnehmen, wie sie es immer tun. Dann erfolgte die Einnahme streng nach Anleitung der Wissenschaftler. Rund zwei Drittel der Teilnehmer berichteten anschließend, dass sie so mit den großen Tabletten besser zurechtkamen. Große Kapseln machten sogar neun von zehn Teilnehmern keine Probleme mehr. Die Techniken bewährten sich selbst bei den Testpersonen, die nach eigenen Angaben allgemein Schwierigkeiten mit dem Tablettenschlucken haben und das waren über 50 Prozent.
Die Tricks mit dem Schlucken
Bei der ersten Technik, dem „Tabletten-Flaschen-Trick“, wird die Tablette oder Kapsel auf die Zunge gelegt und dann ein kräftiger Schluck Wasser aus einer flexiblen Plastikflasche eingesogen. Beides wird dann sofort in einem Zug runtergeschluckt. Der Kopf sollte dabei leicht nach hinten geneigt sein. Die Tablette folgt so der Schwerkraft zum Zungengrund und wird beim Schlucken mitgespült.
Die zweite Technik, der „Kapsel-Nick-Trick“, eignet sich ausschließlich für Kapseln. Auch hier wird die Kapsel auf die Zunge gelegt und ein Schluck Wasser eingenommen, allerdings ohne ihn sofort hinunter zu schlucken. Dann neigt man den Kopf nach unten Richtung Brust und schluckt das Wasser. Die Kapsel flutscht so gleich mit.
Bei Schlaganfallpatienten mit Schluckstörungen eignen sich die Techniken nur bedingt
„Ich empfehle Ärzten, ihre Patienten auf diese beiden Schlucktechniken aufmerksam zu machen. Das verringert die Gefahr, dass Patienten, die gerade große Tabletten oder Kapseln nicht herunter bekommen, die Therapie absetzen oder einfach weniger Tabletten einnehmen“, sagt Studienleiter Professor Haefeli von der Klinischen Pharmakologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Nach Ansicht des Pharmakologen werden Probleme beim Tabletteneinnehmen in den Arztpraxen noch zu wenig thematisiert. Dabei hätten viele Menschen große Schwierigkeiten damit: Tabletten blieben im Rachen stecken, lösten Würgereiz oder sogar Erbrechen aus. Eine Umfrage aus Baden-Württemberg im Jahr 2011 ergab, dass mehr als ein Drittel aller Patienten an Hausarztpraxen solche Probleme kennt.
Laut Haeferli sind der „Tabletten-Flaschen-Trick“ und „Kapsel-Nick-Trick“ für Menschen mit krankhaft bedingten Schluckstörungen eher nicht geeignet. Eine Schluck-Studie bei Patienten nach einem Schlaganfall hat das Heidelberger Team gerade abgeschlossen. Die Ergebnisse sollen in Kürze veröffentlicht werden.
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