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So gefährlich sind Zecken wirklich

Montag, 4. Juli 2016 – Autor: Angelika Friedl
Sommerzeit ist Zeckenzeit. Zecken können Borrelien übertragen. Und sie können die gefährliche FSME auslösen, die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Doch wie berechtigt ist die Angst vor den kleinen Vampiren und wie kann man sich am besten vor ihnen schützen?
Zecken,  FSME

Impfung gegen FSME: empfohlen für Menschen, die viel in der Natur unterwegs sind – Foto: stockWERK - Fotolia

Es gibt keine genauen Zahlen über das Risiko nach einem Zeckenstich an einer Lyme-Borreliose zu erkranken. In absoluten Zahlen betrachtet ist die Gefahr aber relativ gering. Schätzungsweise infizieren sich ungefähr fünf Prozent der Personen, die von einer Zecke gestochen wurden, mit einer Borreliose. Und nur etwa ein Prozent der Infizierten leidet auch tatsächlich an Krankheitssymptomen. Im Norden und Westen Deutschlands ist man vor einer Infektion fast sicher. Anders ist die Lage im Süden und im Osten, als Zeckengebiete gelten dort vor allem Sachsen und Brandenburg. Im östlichen Teil Sachsens zählte man beispielsweise in den Jahren 2011 bis 2013 jeweils im Herbst durchschnittlich 700 behandelte Borreliose-Fälle pro 100 000 Einwohner.

Nur wenige Zecken sind Träger des FSME-Virus

Noch kleiner ist das Risiko einer FSME-Infektion. Denn das FSME-Virus lebt nur in wenigen Zecken. Experten schätzen, dass in den Risikogebieten nur einige wenige Prozent der Zecken Virenträger sind. Aber auch wenn eine Zecke das Virus in sich trägt, wird es oftmals nicht auf den Menschen übertragen. Leider existieren nur grobe Schätzungen über die Häufigkeit von Infektionen. Norddeutschland ist fast FSME frei. Als Risikogebiete gelten Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz. Laut Mitteilung des Robert-Koch-Institutes entwickeln etwa 30 Prozent der mit FSME befallenen Menschen Anzeichen einer Hirnhautentzündung. In absoluten Zahlen umgerechnet sagt die Statistik: Im Laufe von fünf Jahren erkranken 40 Menschen pro 100.000 Einwohner

Lange Hosen, helle Kleidung, Zeckensprays

Borrelien gedeihen im Darm der Zecke. Daher dauert es mindestens neun Stunden, bis die Bakterien in das Blut des Menschen aufgenommen werden. Zeit genug also, sich nach einer Wanderung oder nach der Gartenarbeit gründlich zu untersuchen. Außerdem wandern die Tierchen  auch gerne einige Stunden auf dem Körper herum, bevor sie sich festsaugen. Bevorzugt sitzen Zecken in den Kniekehlen, an den Beinen und den Armen und im Nacken. Einen gewissen Schutz bieten auch feste Schuhe, lange Hosen und Shirts. Auf heller Kleidung lassen sie sich leichter finden. Zeckensprays helfen laut dem Robert-Koch-Institut für einige Stunden, die Zecken abzuwehren. Nach einem Zeckenstich juckt die betroffene Stelle meist ein bisschen. Eventuell rötet sie sich auch. Das sind aber ganz normale Reaktionen. Nur wenn sich nach einigen Tagen oder Wochen ein roter Hautfleck an der Einstichstelle zeigt, hat man sich möglicherweise mit Borrelien infiziert. Weitere Anzeichen sind geschwollene und schmerzende Knie, Kopf- und Muskelschmerzen. Auch das Nervensystem kann betroffen sein, typisch sind zum Beispiel Gesichtslähmungen. Betroffene müssen schnell Antibiotika erhalten. Eine Impfung gegen Borreliose gibt es nicht.

Wann eine Impfung zu empfehlen ist

Die Viren des FSME Erregers sitzen in den Speicheldrüsen der Zecken. Wenn die Tiere daher ihre Opfer erst einmal gestochen haben, kann der Virus schnell in die Blutbahn eindringen. Die Symptome einer leichten Hirnhautentzündung ähneln denen einer Grippe wie Kopfschmerzen, Fieber und Übelkeit. Schwere Verläufe sind bei Kindern sehr selten. Gefährdeter sind dagegen über 50-jährige Menschen, die häufiger an Lähmungen und Bewusstseinsstörungen erkranken. Im Gegensatz zu einer Borreliose gibt es aber eine Impfung. Sie wird von der Ständigen Impfkommision für alle empfohlen, die viel in der Natur unterwegs sind oder in einem Risikogebiet leben. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen. Die ersten beiden Dosen werden im Abstand von ein bis drei Monaten gegeben. Geschützt ist man frühestens 14 Tage nach der zweiten Impfung. Um langfristig sicher zu sein, muss fünf bis zwölf Monate später noch einmal geimpft werden. Eine Auffrischimpfung empfehlen Mediziner nach etwa drei bis fünf Jahren nach der ersten Impfung.

Foto: © stockWERK  

 

Hauptkategorie: Medizin
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