
PreP schützt vor HIV. Doch die Pille ist kein Alleskönner
Kondome gelten nach wie vor als sicherster Schutz vor HIV. Mit Truvada ist im vergangenen Jahr eine weitere Schutzmöglichkeit zugelassen worden. Die beiden Wirkstoffe in der Tablette verhindern, dass das Aids-Virus in die Körperzellen eindringen kann. HIV kann sich dann nicht mehr vermehren. Genau wie die Antibabyille muss die Tablette vor dem Sex eingenommen werden, und zwar täglich. Andernfalls sinkt der Wirkstoffspiegel und die Schutzwirkung lässt nach. Wer die Pille mindestens eine Woche vor dem sexuellen Kontakt regelmäßig eingenommen hat, gilt als geschützt.
Prophylaxe gibt es nicht auf Kassenkosten
Bisher muss die PrEP in Deutschland aus eigener Tasche gezahlt werden. Das ist teuer. Denn das Original Truvada kostet rund 800 Euro im Monat. Seit September gibt es die Pille auch als günstiges Nachahmerpräparat, das nur mit 51 Euro im Monat zu Buche schlägt. Das günstige Generikum wird derzeit im Rahmen eines Pilotprojekts des Apothekers Erik Tenbergen in kooperierenden Apotheken in sechs Großstädten angeboten. Eine ärztliche Untersuchung und ein Rezept mit dem Wortlaut: „28 Filmtabletten Emtricitabin/Tenofovir-Disoproxil zur Verblisterung für die PrEP“ sind Voraussetzung, um das preiswerte prEP-Tablettezu bekommen. Allerdings müssen auch die ärztlichen Tests selbst bezahlt werden. Das Institut für HIV-Forschung in Essen prüft derzeit in einer Studie, inwieweit die PrEP HIV-Infektionen senken kann. Je nach Ergebnis könnte die Prophylaxe dann zumindest für bestimmte Risikogruppen einmal zur Kassenleistung werden. Doch das ist noch Zukunftsmusik.
Kritik an der PrEP
Während die Deutsche Aids-Hilfe die PrEp als Durchbruch bejubelt und einen Zugang für alle fordert, gibt es auch Einwände. Ulrich Heide von der Deutschen Aids-Stiftung etwa gibt zu bedenken, dass Gesunde täglich ein hochwirksames Medikament einnehmen müssen. „Hier stellt sich die Frage, ob das ethisch vertretbar ist“, so Heide. Truvada ist nämlich ein HIV-Medikament, das ursprünglich zur Behandlung der Infektionskrankheit zugelassen wurde.
Außerdem schützt die PrEP nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Tripper oder Syphilis. Das kann nur Safer-Sex. Und: PrEP setzt eine extrem zuverlässige Einnahme voraus. Wird die Pille vergessen, kann es zu einer Resistenzentwicklung kommen. In diesem Fall verliert die Prophylaxe ihren Schutz und das Virus kann sich trotz einer weiteren Einnahme ungehindert vermehren. Betroffene sind dann auch ansteckend, ohne es zu wissen. Darum ist die Zulassung an eine kompetente Beratung geknüpft. Die Menschen müssen genau wissen, auf was sie sich da einlassen.
Foto: mbruxelle/fotolia.com