Smarte Senioren fahren besser
Autofahren ist eine komplexe Tätigkeit, die den schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben verlangt. Doch genau diese Fähigkeit - Wissenschaftler sprechen von fluiden kognitiven Funktionen - nimmt mit dem Alter ab.
"Ältere haben ein deutliches Defizit bei Mehrfachtätigkeiten", sagte der Alternsforscher Prof. Dr. Michael Falkenstein von der TU Dortmund am 21. September auf dem Demografiekongress 2012 in Berlin. "Das Bedienen von Fahrzeugelementen und etwa der gleichzeitige Blick in die Karte ist bei älteren Fahrern hoch problematisch. Das Unfallrisiko steigt durch solche Mehrfachtätigkeiten exorbitant."
Nach dem Training waren 75-jährige Autofahrer so fit wie 40-jährige
Ältere Menschen können aber genau die Fähigkeiten trainieren, die ihnen verlorengegangen sind. Dies wurde in der Dortmunder Fahrtrainingsstudie eindrucksvoll dokumentiert. Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 72,6 Jahre alt und erhielten 15 Stunden Fahrtraining, bei dem zum Beispiel Spurwechsel, links Abbiegen und das Überqueren komplexer Kreuzungen trainiert wurden. Die Kontrollgruppe erhielt dieses Training nicht. "Die Fahrkompetenz hat sich nach dem Training deutlich verbessert, insbesondere bei den schlechten Fahrern und war selbst zwölf Monate später noch stabil", berichtetet Michale Falkenberg. "Die Trainingsteilnehmer hatten das Niveau von 40- bis 50-jährigen Vergleichsfahrern erreicht". Aus den Ergebnissen wollen die Dortmunder Wissenschaftler nun ein Training für ältere Menschen entwickeln, mit dem fahrspezifische kognitive Fähigkeiten geübt werden können.
SmartSenior: Forschungsprojekt zur Bestimmung der Fahrleistung Älterer
Ähnliche Ziele verfolgen Wissenschaftler im Rahmen des Forschungsprojekts "SmartSenior". In einer bereits angelaufenen Studie wollen die Wissenschaftler eine Methodik entwickeln, um die Fahrleistung von älteren Menschen bestimmen zu können. "Die kognitiven und sensorischen Defizite sind bei älteren Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt", erklärte die Altersmedizinerin Prof. Steinhagen-Thiessen vom Evangelischen Geriatriezentrum in Berlin auf dem Demografiekongress. Deswegen sei es wichtig verschiedene Parameter wie Sehen, Hören, Gedächtnis, Reaktionsfähigkeit zu testen. Am Ende soll ein Testverfahren entstehen, eventuell auch mit Fahrsimulator, mit dem man verlässliche Vorhersagen über die Fahrtüchtigkeit machen kann.
"Wir wollen und können als Ärzte unseren Patienten das Autofahren kaum verbieten, denn das Auto ist für ältere Menschen oft das einzige Mittel, mobil zu bleiben", erklärte Steinhagen-Thiessen. ".Das war unsere Motivation, diese Studie zur Fahrleistung durchzuführen."
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