
Im Gehirn von Alzheimer-Patienten finden sich häufiger Herpes-Viren – Foto: ©pololia - stock.adobe.com
Die genauen Ursachen der Alzheimer-Demenz sind noch immer unklar. Auch gibt es bislang keine Therapie für diese neurodegenerative Erkrankung, bei der nach und nach mehr Gehirnzellen absterben. Forscher der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Hospital in New York fanden jetzt weitere Hinweise darauf, dass Herpes-Viren bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielen könnten.
Sie untersuchten dafür Gewebeproben aus dem Gehirn von Alzheimer-Patienten, die der Forschung zur Verfügung gestellt wurden und verglichen sie mit Gewebeproben von Menschen, die nicht daran erkrankt waren.
Zwei Virustypen fanden sich häufiger im Gehirngewebe
Ursprünglich waren sie auf der Suche nach einer Struktur im Gehirn, die man zum Ziel einer medikamentösen Behandlung machen könnte. Dabei stellten sie fest, dass Erbmaterial menschlicher Herpesviren häufiger im Gehirngewebe derjenigen vorkamen, bei denen postmortal die Alzheimer-Krankheit diagnostiziert wurde. Diese Häufigkeit korrelierte mit klinischen Demenz-Scores.
Die beiden Viren, die am stärksten mit Alzheimer assoziiert waren - HHV-6A und HHV-7 - fanden sich zudem seltener in den Gehirnen von Menschen mit anderen neurodegenerativen Erkrankungen. Sie interagierten mit menschlichen Genen, die mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko verbunden sind, heißt es weiter in der im Fachblatt Neuron veröffentlichten Studie.
Sind Herpes-Viren an Alzheimer beteiligt?
Die Forscher glauben, dass ihre Ergebnisse mit anderen aktuellen Forschungen zu Alzheimer übereinstimmen -, insbesondere Erkenntnisse, dass sich das Beta-Amyloid-Protein, das zur Plaques-Bildung im von Alzheimer betroffenen Gehirn führt, als Teil einer Abwehr von Infektionen ansammeln könnte.
Die These, dass Herpes-Viren an Alzheimer beteiligt sind, sollte jedoch niemanden beunruhigen, erklären die Wissenschaftler. HHV-6A und HHV-7 sind extrem häufig und zirkulieren etwa in Nordamerika bei fast 90 Prozent der Menschen im Blut. Mit den Auslösern von Lippen oder Genitalherpes sind sie nur entfernt verwandt.
"Während diese Ergebnisse potentiell die Tür für neue Behandlungsoptionen öffnen, verändern sie jedoch nichts, was wir bislang über Behandlungsmöglichkeiten wissen", schränkt Co-Senior-Autor Sam Gandy den Aussagewert der Studie ein. Auch ist damit immer noch nicht eindeutig geklärt, ob die Viren für die Entstehung der Krankheit sorgen oder ob das Gehirn eines Alzheimer-Patienten anfälliger für Infektionen ist.
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