Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

SGLT 2-Hemmer gegen Diabetes schützt auch bei Herzinsuffizienz

Montag, 9. September 2019 – Autor:
Patienten mit Herzinsuffizienz scheinen erheblich von einem Diabetesmittel aus der Gruppe der SGLT 2-Hemmer zu profitieren. Die DAPA-HF Studie wurde jetzt auf dem Kongress der europäischen Gesellschaft für Kardiologie in Paris vorgestellt.
Herzinsuffizienz, Diabetesmedikament

Menschen mit Herzinsuffizienz müssen viele Tabletten nehmen. Bald könnte sich ein Diabetesmedikament dazu gesellen.

Weniger kardiovaskuläre Todesfälle bei Herzinsuffizienz, weniger Krankenhausaufnahmen und bessere Lebensqualität bei chronischer Herzmuskelschwäche: Das bescheinigt die DAPA-HF-Studie dem neuen Antidiabetikum Dapagliflozin. Das Medikament aus der Gruppe der SGLT 2-Hemmer wurde ursprünglich zur Behandlung des Diabetes mellitus entwickelt. In der Studie wurde es jedoch auch Patienten mit Herzschwäche und verminderter Auswurfleistung verabreicht, die nicht an Diabetes leiden. Die Ergebnisse wurden jetzt auf dem Kongress der europäischen Gesellschaft für Kardiologie in Paris vorgestellt.

Kardiologen feiern weiteren Durchbruch

Studienleiter Prof. Dr. Michael Böhm sprach von einem weiteren Durchbruch in der kardiovaskulären Medizin: „Die Ergebnisse der DAPA-HF Studie sind überzeugend und werden die klinische Praxis der Therapie dieser schwer erkrankten Patienten maßgeblich verbessern.“ Bemerkenswerterweise, so der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), habe der SGLT 2-Hemmer sowohl bei Diabetikern als al auch Nicht-Diabetikern das relative Risiko für kardiovaskulären Tod und Krankenhausaufnahmen jeweils um 26 Prozent reduziert. „Wir sehen hier statistisch hochsignifikante Ergebnisse in allen Subgruppen von Patienten“, so Böhm weiter.  „Dies und die Rate der Nebenwirkungen lässt darauf schließen, dass uns mit Dapagliflozin ein sehr wirksames und gut verträgliches Medikament zur Behandlung der Volkskrankheit Herzinsuffizienz zur Verfügung steht.“

Dapagliflozin versus Placebo

An der Studie nahmen insgesamt 4.477 Patienten mit Herzinsuffizienz teil. Die eine Hälfte erhielt 10 mg Dapagliflozin pro Tag zusätzlich zu der etablierten medikamentösen Standardtherapie, die andere Gruppe neben der Standardmedikation ein Placebo.

Nach einer durchschnittlichen Nachverfolgungszeit von anderthalb Jahren zeigten sich folgende Ergebnisse: Innerhalb des Beobachtungszeitraums trat bei 16,3 Prozent der Patienten aus der Dapagliflozin-Gruppe eine klinische Verschlechterung der Herzinsuffizienz oder der Todesfall durch kardiovaskuläre Ursachen ein. In der Placebo-Gruppe hingegen waren diese Ereignisse bei 21,2 Prozent der Patienten zu beobachten. Eine Verschlechterung der Herzschwäche wurde bei 10 Prozent der mit Dapagliflozin behandelten Patienten festgestellt, 9,6 Prozent starben aufgrund kardiovaskulärer Ereignisse. In der Placebo-Gruppe war dies bei 13,7 Prozent beziehungsweise 11,5 Prozent der Teilnehmer der Fall.

Herzinsuffizienz 40.000 Mal im Jahr tödlich

Die DAPA-HF-Studie untermauert damit, dass der SGLT 2-Hemmer vor kardiovaskulären Ereignissen schützt. In der Vergangenheit zeigten schon die EMPA-REG Outcome- und die DECLARE-Studien an Diabetikern ohne Herzinsuffizienz, dass die Therapie mit dem Präparat die Rate von kardiovaskulären Todesfällen gegenüber Placebo senkt.

In Deutschland sterben jedes Jahr rund 40.000 Menschen an Herzinsuffizienz. Wegen keiner anderen Krankheit werden so viele Menschen ins Krankenhaus eingeliefert. Zwar wurden in den letzten Jahren Effiziente Medikamente zur Therapie der Herzinsuffizienz entwickelt, die Sterblichkeit und die Zahl der Krankenhausaufnahmen bleiben aber weiterhin hoch.

Die Ergebnisse der DAPA HF-Studie seien darum enorm wichtig, meint Kardiologe Böhm. Kaum ein anderes Medikament bewirke derart überzeugende Ergebnisse wie Dapagliflozin, wenn es zusätzlich zu der Standardtherapie verabreicht werde.

Foto: pixabay

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Herzinsuffizienz , Diabetes , Arzneimittel

Weitere Nachrichten zum Thema Herzschwäche

18.09.2020

SGLT2-Inhibitoren und GLP1-Rezeptoragonisten sind Teil der modernen Diabetestherapie. Sie verbessern auch die kardiovaskuläre Prognose von Patienten mit Typ-2-Diabetes. Nun liegen neue Daten und weitere Erkenntnisse zur chronischen Nierenerkrankung vor.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
280.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Herzinfarkt. Meist geht dem plötzlichen Ereignis eine lange Vorgeschichte voraus. Ein gesunder Lebensstil beugt vor.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin