Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Sexualität im Alter zu wenig in der Medizin beachtet

Samstag, 31. August 2019 – Autor:
Sex im Pflegeheim? Auch Ärzte tun sich mit dieser Vorstellung schwer. Dabei ist Sexualität ein wichtiger Baustein des „Successful Aging“, sagt eine Altersmedizinerin und fordert, dem Thema mehr Beachtung zu schenken.
Sex im Alter

Viele Silver Ager wollen noch ein erfülltes Sexleben haben. Ärzte sparen dieses Thema aber gerne aus

Über Alter und Gesundheit wird viel geforscht und publiziert. Eine Frage wird jedoch dabei meist ausgespart: die Sexualität. Der WHO-Report ‚Alter und Gesundheit‘ zum Beispiel umfasst insgesamt 260 Seiten; gerade einmal eine Seite widmet sich dem Thema Sexualität. In der Praxis sieht es ähnlich aus: Sex im Alter ist ein Tabuthema für Ärzte. „Wir befragen unsere Patientinnen und Patienten zu allen möglichen gesundheitlichen Problemen, über ihre Sexualität wissen wir aber meist kaum etwas“, sagt Altersmedizinerin Dr. Annette Ciurea von Stadtspital Waid (Schweiz) und Lehrbeauftragte für Geriatrie an der Uni Zürich.

Gesund Altern – wo bleibt der Sex?

Ihrer Ansicht nach ist Sexualität aber ein wichtiger Baustein des „Successful Aging“. „Viele Silver Ager wollen noch ein erfülltes Sexleben haben, und zwar bis ins hohe Alter“, sagt die Altersmedizinerin. Geriater sollten das Thema deshalb offen ansprechen und nach den individuellen Bedürfnissen fragen. „Wir Altersmediziner sollten uns außerdem bewusst sein, dass unsere eigene Sexualität den Umgang mit diesem Thema in Bezug auf unsere Patientinnen und Patienten beeinflusst.“

In der Berliner Altersstudie BASE konnte gezeigt werden, dass die sexuelle Aktivität im Alter zurückgeht, der Wunsch nach Intimität aber durchaus bestehen bleibt. „Dabei geht es nicht nur um den Geschlechtsakt selbst, sondern vor allem um das Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Berührung“, sagt Ciurea.

Wunsch nach Intimität bleibt bis ins hohe Alter

In Pflegeheimen und auf Geriatriestationen kommen diese Bedürfnisse jedoch viel zu kurz. Der körperliche Kontakt beschränkt sich meist auf die Körperpflege oder Hilfestellungen beim Essen. Hinzu kommen altersbedingte Einschränkungen wie nachlassende Libido oder Demenz.

In der Schweiz werden in der Praxis bereits sogenannte Berührerinnen oder Sexualbegleiterinnen eingesetzt. Wäre das auch ein Modell für Deutschland?

Ciurea wird das Thema Sexualität im Alter beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, der der vom 5. bis 7. September 2019 in Frankfurt am Main stattfindet, umfassend beleuchten. Sie wird aufzeigen, wie das Tabuthema aus dem Schattendasein herausgeholt werden kann und welche Fragen sich daraus für Ärzte und Pflege ergeben. Der Vortrag lautet: „Rien ne vas plus!?“

Foto: pixabay

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Alter , Sexualität

Weitere Nachrichten zum Thema Alter

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Senioren fühlen sich heute jünger als früher – und sind es Studien zufolge auch. Doch woran liegt das und was bedeutet Alter heute überhaupt? Über diese und andere Fragen hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem renommierten Alternspsychologen Prof. Dr. Hans-Werner Wahl gesprochen.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin