Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Sepsis mit Magneten behandeln

Dienstag, 27. Dezember 2016 – Autor:
Magnete statt Antibiotika, das könnte eine neue Behandlung bei Sepsis (Blutvergiftung) sein. Dazu wird das Blut der Patienten mit Eisenpartikeln versetzt, die die Bakterien an sich binden.
Sepsis

Eisenpartikel mit Antikörper-Beschichtung binden Bakterien im Blut – Foto: DOC RABE Media - Fotolia

Blutvergiftungen enden auch heutzutage noch in über 50 Prozent der Fälle tödlich. Im Anfangsstadium lassen sie sich aber durchaus kurieren. Daher ist es oberstes Gebot, schnell zu handeln. Bei einem Verdacht auf Sepsis werden daher direkt Antibiotika verabreicht. Das wiederum erhöht das Risiko für die Ausbildung von Antibiotika-Resistenzen.

Ein Team um Inge Herrmann von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in St. Gallen (Empa) suchte mit Forschern vom Adolphe Merkle Institut und der Harvard Medical School nach einer schnellen und effektiven Therapie, die ohne Antibiotika auskommt.

Eisenpartikel binden Bakterien im Blut

Das Prinzip: Eisenpartikel werden mit einem Antikörper beschichtet, der die schädlichen Bakterien im Blut aufspürt und bindet. Sobald sich die Eisenpartikel an die Bakterien angelagert haben, lassen sie sich magnetisch aus dem Blut entfernen.

Bislang war es nur möglich, die Eisenpartikel mit Antikörpern zu beschichten, die lediglich eine Art von Bakterien erkennen. Doch je nach Art der Blutvergiftung sind andere Erreger im Spiel. Die Wissenschaftler entwickelten nun einen Antikörper, der sämtliche Bakterien, die eine Blutvergiftung auslösen können, an sich bindet.

Sepsis mit Magneten behandeln

Das Vorgehen: Dem Patienten mit Sepsis-Verdacht wird Blut zur Diagnose entnommen. Während die Untersuchung auf den möglichen Erreger läuft, wird der Patient an ein Dialysegerät angeschlossen, um das Blut über das magnetische Verfahren zu reinigen. Sobald die Ärzte über die genauen Blutwerte verfügen, kann bei Bedarf eine auf den Erreger zugeschnittene Antibiotika-Therapie angehängt werden.

Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in dem Fachmagazin Journal of Materails Chemistry B veröffentlicht. Doch noch ist die magnetische Dialyse Zukunftsmusik, denn viele Fragen sind ungeklärt. Man weiß nicht, wie gut die Behandlung bei instabilen oder vorerkrankten Patienten anschlägt, heißt es in einer Pressemitteilung der Empa.

Methode funktioniert nur im Anfangsstadium der Sepsis

Zudem ist es zwingend, dass diese Methode im Anfangsstadium einer Sepsis angewendet wird, wenn die Schäden noch nicht vom Blut auf Organe oder Körperfunktionen übergegriffen haben. Doch gerade in den frühen Stadien ist die Sepsis aufgrund ihres uneindeutigen Krankheitsbildes schwer zu diagnostizieren.

Es kann sein, dass bei der magnetischen Extraktion einige Eisen-Partikel im Blut zurückbleiben. Dafür fanden die Forscher eine Lösung: Die winzigen Eisenpartikel werden zu größeren Clustern zusammengefügt, die besser auf den Magneten ansprechen. Außerdem zeigten sie in einem in-vitro-Versuch, dass die Eisenpartikel nach fünf Tagen komplett abgebaut werden.

Foto: Doc Rabe Media/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Antibiotika

Weitere Nachrichten zum Thema Sepsis

13.07.2019

Das Risiko für ein Toxisches Schocksyndrom (TSS) durch die Verwendung von Tampons ist äußerst gering. Frauenärzte raten grundsätzlich zu einer sorgfältigen Menstruationshygiene. Die lebensbedrohliche Infektionskrankheit kann auch andere Ursachen als die Tamponkrankheit haben.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin