Sepsis: Mehr Wissen könnte Leben retten
Nach wie vor ist die Sepsis in Deutschland ein unterschätztes Problem. Mehr als 175.000 Patienten jährlich erleiden hierzulande eine Blutvergiftung - mit steigender Tendenz. Und fast jeder dritte Betroffene stirbt daran. Dabei könnte die Sterblichkeitsrate durch mehr Wissen und bessere Vernetzung der Ärzte erheblich gesenkt werden, insbesondere bei Kindern, wie Experten betonen. Wie wichtig das wäre, zeigt die Statistik: Bei Kindern ist Sepsis die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen.
Bessere Vernetzung senkt Sterberate
Bei einer Sepsis (im Volksmund „Blutvergiftung“ genannt) kommt es über den Blutkreislauf zu einer Ausbreitung von Krankheitserregern auf den gesamten Körper. Das kann beispielsweise geschehen, wenn eine eingeschränkte Immunabwehr vorliegt, die Infektion zu massiv ist oder schlecht geschützte Körperregionen wie beispielsweise die Bauchhöhle oder das Gehirn befallen sind. Wichtig ist dann vor allem eine schnelle Behandlung – insbesondere bei Kindern. „Wenn sich die Behandlung um nur eine Stunde verzögert, dann steigt die Sterberate extrem an“, erklärt Dr. Michael Sasse, Leitender Oberarzt der Medizinischen Hochschule Hannover. Doch oft werde die Erkrankung zu spät erkannt. Dabei lasse sich eine Sepsis gerade bei Kindern mit einer aggressiven und konsequenten Sofortbehandlung meist gut in den Griff zu bekommen.
Dass mehr Wissen und eine bessere Vernetzung von Ärzten die Sterberate bei einer Sepsis senken kann, zeigt das Beispiel Niedersachsen. Dort gibt es ein pädiatrisches Netzwerk, bei dem rund um die Uhr Experten für den Notfall bereitstehen. Bei Bedarf lassen sie sich auch per Video zu einer Behandlung zuschalten oder sogar einfliegen. Auch hat Niedersachsen verstärkt in Weiterbildungen der Ärzte zum Thema Sepsis investiert.
Sepsis früher erkennen
Das Ergebnis: Durch die Schulungen und die spezialisierte Betreuung der Ärzte konnte die Sterblichkeit bei einer Sepsis von rund zehn auf unter zwei Prozent gesenkt werden. „Das ist vorbildlich und sollte auch in anderen Bundesländern Schule machen“, erklärt Professor Frank Brunkhorst, Generalsekretär der Deutschen Sepsis-Gesellschaft.
Zu erkennen ist eine Sepsis an Fieber, starker Abgeschlagenheit sowie einem Anstieg der Atem- und Herzfrequenz. Bei diesen Symptomen müssten Ärzte und Sanitäter immer auch an eine Sepsis denken, betont Brunkhorst. Sonst bestehe die Gefahr, dass wertvolle Zeit verstreiche. Besonders häufig erkranken Frühchen an einer Sepsis.
Foto: © freshidea - Fotolia.com