
Die Großeltern können auch zu Zeiten des Coronavirus durchaus besucht werden – Foto: ©Photographee.eu - stock.adobe.com
Das Coronavirus rollt durch Deutschland. Senioren und Hochbetagte sind am meisten gefährdet. "Es gibt dennoch keinen Grund zur Panik", meint Prof. Hans Jürgen Heppner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sowie Chefarzt der Klinik für Geriatrie am HELIOS Klinikum Schwelm und Inhaber des Lehrstuhls für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke.
Gerüchte und Empfehlungen, alte Menschen sollten sich am besten zu Hause isolieren, sind unbegründet. "Oma und Opa dürfen und sollen weiter besucht werden", so der Altersmediziner in einer Pressemitteilung. Aber er mahnt zu Besonnenheit und erhöhten Hygienemaßnahmen.
Mit dem Menschen altert das Immunsystem
Mit dem Menschen altert auch sein Immunsystem. Die Infektabwehr funktioniert langsamer und schwächer als die bei jüngeren Patienten. Grundsätzlich sind Senioren also anfälliger für Infektionen, insbesondere auch akute Atemwegsinfekte, wie bei einer Influenza und auch jetzt beim Corona-Virus (SARS-CoV-2) zu beobachten.
"Zudem liegen bei Hochbetagten häufig viele Vor- und chronische Begleiterkrankungen vor", erklärt der DGG-Präsident Heppner. "Treffen höheres Alter und chronische Erkrankungen zusammen oder sogar mehrere chronische Erkrankungen, erhöht sich das Infektions- und Sterberisiko."
Coronavirus und Senioren: Isolation keine Lösung
In den vergangenen Jahren betrafen etwa 90 Prozent der Todesfälle aufgrund von Influenza die Altersgruppe 60 plus. Altersmediziner ziehen mit Blick auf das Corona-Virus gleiche Schlüsse: Die Gruppe der Senioren und geriatrischen Patienten hat das höchste Risiko, schwer zu erkranken oder an dem Virus zu versterben. Der Charité-Virologe Prof. Christian Drosten prognostiziert eine mögliche Sterberate von bis zu 25 Prozent.
Coronavirus und Senioren: "Jenseits des Rentenalters müssen wir die Bevölkerung wirklich schützen", so Heppner, "aber es wird niemand für Monate weggesperrt, es wird kein Kontaktverbot geben, und eine soziale Isolation ist keinesfalls die Lösung." Im Gegenteil: Auch soziale Isolation kann krank machen.
Allerdings mahnt der Altersmediziner Angehörige, Familienarrangements zu überdenken. "Die nächsten Monate sind die Großeltern nicht der Ersatz für die Kita oder Ganztagsschule, so schmerzlich das ist. Vielmehr sollten Kinder und Enkel, wenn möglich, für die Großeltern einkaufen gehen, damit diese nicht in den Supermarkt müssen und sich einer Ansteckungsgefahr aussetzen."
Tipps für Senioren in Zeiten des Coronavirus
- Häufig Händewaschen mit Wasser und Seife für circa 20 Sekunden. Desinfizierende Zusätze sind in der Regel nicht notwendig.
- Nach dem Waschen die Hände gründlich abtrocknen. Handtuch dabei täglich wechseln.
- Aufs Händeschütteln oder auch engen Körperkontakt wie Umarmungen zur Begrüßung verzichten.
- Abstand halten zu Menschen, die niesen oder husten
- Einwegtaschentücher benutzen
- Nach dem Husten, Niesen und Naseputzen wieder die Hände waschen.
- Große Menschenansammlungen und engen körperlichen Kontakt meiden, Kirchgang zu Ostern lieber vor den Fernseher verlegen und Familienfeierlichkeiten auf Einzelbesuche reduzieren.
- Gruppenreisen absagen.
- Spazieren an der frischen Luft, um die Immunabwehr zu trainieren.
- Pneumokokken-Impfung nachholen, wenn noch nicht erfolgt.
Warum die Pneumokokken-Impfung wichtig ist
Die DGG appelliert an alle Senioren, eine Pneumokokken-Impfung nachzuholen beziehungsweise sich impfen zu lassen: "Eine Pneumokokken-Impfung ist extrem wichtig, da bei geimpften Patienten eine Lungenentzündung mit deutlich milderen Symptomen verläuft als bei nicht-geimpften Patienten", so Dr. Anja Kwetkat, Direktorin der Klinik für Geriatrie am Universitätsklinikum Jena und Sprecherin der AG-Impfen innerhalb der DGG.
Ähnlich wie bei der Influenza, ist auch beim Corona-Virus gar nicht das Virus an sich, sondern die sich daraus entwickelnde Lungenentzündung am Ende fatal. So stellt die Pneumokokken-Impfung eine gute Prophylaxe dar.
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