Senföl aus Meerrettich: Ohne Antibiotika gegen Blasenentzündung

Die Meerrettichwurzel stammt ursprünglich aus Südrussland. Wegen ihrer antiseptischen Inhaltstoffe wird sie seit Jahrhunderten als Heilpflanze eingesetzt. – Foto: ©Vera Kuttelvaserova - stock.adobe.com
In Chilischoten ist es das Capsaicin, in Pfeffer das Piperin, in Knoblauch das Allicin, in Ingwer das Gingerol und in Meerrettich und Senf das Senföl: Die Scharfmacher in natürlichen Lebensmitteln stehen nicht nur im Ruf, glücklich zu machen, indem sie in der Mundschleimhaut Mini-Schmerzreize auslösen und im Körper die Endorphin-Ausschüttung anregen. Sie gelten auch als gesundheitsfördernd und keimtötend. Nicht umsonst sind scharfe Speisen in der traditionellen afrikanischen, arabischen, südamerikanischen oder asiatischen Küche weit verbreitet, weil sie Lebensmittel in der Wärme haltbarer machen. In aktuellen Studien verdichtet sich die Gewissheit, dass jedenfalls Senföle aus der Wurzel des Meerrettichs wegen ihrer ausgeprägt antibakteriellen Wirkung geeignet sind, Blasenentzündungen ohne die Nutzung von Antibiotika wirksam zu behandeln. Der Naturheilverein „NHV Theophrastus“ hat schon jetzt den Meerrettich zur „Heilpflanze des Jahres 2021“ gekürt.
„Wirksam gegen die häufigsten Erreger von Blasenentzündung“
„Mittlerweile bestätigen zahlreiche deutsche und internationale Forschungsarbeiten, dass die in der Wurzel des Meerrettichs enthaltenen aktiven Pflanzensubstanzen, die Senföle, Bakterien und Viren bekämpfen und zudem entzündungshemmend wirken“, heißt es in einer Mitteilung des Beratungsunternehmens CGC Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH. Eine 2019 veröffentlichte internationale Laborstudie habe erneut die antibakterielle Wirkung von Meerrettich bei der Therapie von Blasenentzündungen unter Beweis gestellt. „Gegen alle elf in der Forschungsarbeit untersuchten Krankheitserreger, darunter E. coli, der häufigste Auslöser von Infektionen der Harnwege, zeigte Meerrettich ausgeprägte keimhemmende Effekte.“
Kombination von Senfölen verstärkt deren Wirkung
Eine Kombination aus Meerrettich mit der ebenfalls Senföle enthaltenden Kapuzinerkresse wird seit 1958 erfolgreich in der Therapie von Erkältungskrankheiten (Sinusitis und Bronchitis) und Blasenentzündungen eingesetzt. Zwei Untersuchungen der Universität Freiburg belegen, dass sich durch die Kombination dieser beiden Pflanzen ein breites Spektrum therapeutisch relevanter Wirkstoffe ergibt, die sich in ihrer Wirkung zum Teil noch gegenseitig verstärken.
Senföle: Seit 2017 in den offiziellen ärztlichen Behandlungsleitlinien
Weitere Studien belegen, dass die Senföle die Bildung von sogenannten bakteriellen Biofilmen hemmen. Einen solchen „Schutzschild" bilden Bakterien aus, um sich gegen äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Antibiotika oder das Immunsystem, zu wehren. Daher wird in der für Ärzte relevanten und 2017 aktualisierten Behandlungsleitlinie für die Klasse der „unkomplizierten Harnwegsinfektionen" nun auch der Einsatz von Meerrettich und Kapuzinerkresse als pflanzliche Therapieoption bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen empfohlen. „Im Hinblick auf die zunehmende Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen ist zudem von besonderer Relevanz, dass bei Bakterien die Entwicklung möglicher Resistenzmechanismen gegen die Senföle auf Grund der vielfältigen Wirkansätze dieser Pflanzenstoffe deutlich erschwert wird“, heißt es bei CGC weiter.
Meerrettich: Schon jetzt zur Heilpflanze 2021 gewählt
Meerrettich (lat.: Armoracia rusticana) ist ursprünglich in Südrussland und der östlichen Ukraine heimisch, gelangte um 1000 n. Chr. nach Mitteleuropa und wird aufgrund seiner antibakteriellen und entzündungshemmenden Inhaltsstoffe, unter anderem den Senfölen, schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze eingesetzt. Meerrettich habe als Heilpflanze ein großes und bisher zu wenig ausgeschöpftes Potenzial, heißt es beim Naturheilverein „NHV Theophrastus“. Deshalb hat der Verein schon jetzt den Meerrettich zur Heilpflanze des Jahres 2021 erklärt. Mit der Initiative möchte der Naturheilverein Informationen zu heilenden Wirkungen von wertvollen Pflanzen vermitteln und auf die Bedeutung der Pflanzenheilkunde in der Medizin aufmerksam machen. Der Würzburger Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" hatte im Februar den Lavendel zur Arzneipflanze 2020 gekürt.
Foto: Vera Kuttelvaserova