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Schwerhörigkeit Risikofaktor für Demenz bei Senioren

Montag, 12. April 2021 – Autor:
Wer im Alter schlecht hört, ist deutlich gefährdeter an Demenz zu erkranken, als etwa jemand mit einer Sehbeeinträchtigung. Das zeigt eine Langzeitstudie mit 3.500 Senioren aus Deutschland.
Gutes Hören ist gerade im Alter wichtig. Das Demenzrisiko ist geringer

Gutes Hören ist gerade im Alter wichtig. Das Demenzrisiko ist geringer

Im Alter lassen viele körperliche Funktionen nach, etwa die Beweglichkeit, das Hören oder das Sehen. Gleichzeitig ist das Alter der bislang größte bekannte Risikofaktor für eine Demenz. Dass Schlechtes Hören den geistigen Abbau verstärkt, das zeigt nun eine Studie des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig. Die Studie mit 3.500 Senioren über 75 Jahre verdeutlicht, dass Hörbeeinträchtigung, aber nicht Sehbeeinträchtigung, ein starker Risikofaktor für Demenz bei Senioren ist.

Schwerhörige haben 16 Prozent höheres Demenzrisiko

Für die Studie wurden Daten von Forschungszentren aus Leipzig, Hamburg, Bonn und Hannover über 20 Jahre erfasst und ausgewertet. Zu Beginn der Studie berichtete jeder dritte Teilnehmer über eine Hörminderung. Jeder fünfte entwickelte im Laufe der Zeit eine Demenz, im Schnitt nach fünfeinhalb Jahren. Diejenigen mit einer Hörbeeinträchtigung waren stärker gefährdet, an einer Demenz zu erkranken, als die übrigen Teilnehmer: ihr Erkrankungsrisiko war um 16 Prozent erhöht. Statistisch gilt dieses Ergebnis als signifikant.

„Unsere Modelle haben gegenüber bisheriger Forschung den Vorteil, dass sie eine Vielzahl weiterer bekannter Risikofaktoren für Demenz und das steigende Sterberisiko der Patienten in der langjährigen Beobachtungszeit korrigierend berücksichtigen“, sagt Studienautor Dr. Alexander Pabst. „Es zeigte sich, dass Schwerhörigkeit ein signifikanter, unabhängiger Risikofaktor für eine Demenzentwicklung ist.“

Gutes Hören dienst der Prävention

Die Erkenntnisse der Studie haben wichtige Auswirkungen auf die Versorgung älterer Menschen. „Auch wenn die biologische Verbindung zwischen Hörstörungen und Demenz weiterer Untersuchungen bedürfe, so zeigten die Daten doch eindrücklich, dass der Fokus auf vermeidbare Risikofaktoren das individuelle Demenzrisiko erheblich verringern könne, sagt ISAP-Direktorin Prof. Steffi Riedel-Heller. „Ansätze zur Prävention geistiger Abbauprozesse sollten sich das zunutze machen“, so Riedel-Heller.

Altersbedingte Hörbeeinträchtigungen können in der Regel sehr gut mit einem Hörgerät korrigiert werden. Zusammen mit einer guten Einstellung des Blutdrucks, der Blutfette und des Blutzuckers könne dies einen nachhaltigen positiven Effekt auf die kognitive Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität älterer Menschen haben, meinen die Studienautoren.

Die Studie “Do self‐reported hearing and visual impairments predict longitudinal dementia in older adults?” ist soeben im Journal of the American Geriatrics Society erschienen.

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