Schwere Covid-19-Verläufe gehen oft mit Sepsis einher

Todesfälle durch COVID-19 sind häufig mit einer Sepsis verbunden – Foto: © Adobe Stock/ analysis121980
Patienten, die schwer an COVID-19 erkranken, sind stark gefährdet, eine Sepsis mit massiven Entzündungen im Körper zu entwickeln. „Rund 25 Prozent der COVID-19-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, erleiden einen septischen Schock“, fasst Prof. Dr. Sebastian Ley die aktuelle Studienlage zusammen. Die Todesfälle durch COVID-19 seien sogar meist mit einer Sepsis verbunden, so der Chefarzt vom Artemed Klinikum München Süd.
Sepsis kann zu Multiorganversagen führen
Einer Sepsis - auch Blutvergiftung genannt - gehen immer Entzündungen voraus. Im Alltag können selbst simple Schnittwunden oder Insektenstiche der Auslöser sein. Auch Lungenentzündungen, wie sie bei Covid fast immer auftreten, können sich zu einer Sepsis ausweiten. „Menschen haben verschiedene Möglichkeiten, um sich gegen Infektionen zu wehren“, erklärt Professor Sebastian Ley. „Dabei kontrolliert der Körper diese Reaktionen und passt sie normalerweise dem Infektionsgeschehen an.“ Bei einer Sepsis komme es aber zu einer Art Überreaktion des Immunsystems, die sich nicht nur gegen den Erreger wende, sondern dem Körper insgesamt schade und bei den Betroffenen zahlreiche Entzündungen zur Folge habe. „In dieser Situation können Erreger in die Blutbahnen betroffener Patienten und Patientinnen gelangen, es kann zu Ödemen, Blutgerinnseln und schließlich einem Multiorganversagen kommen“, erläutert der Mediziner.
Schnell handeln
Bei einer Sepsis muss schnell gehandelt werden. Zur Diagnostik kommen neben Blutuntersuchungen auch Ultraschall und Computertomografie (CT) zum Einsatz. Mit den bildgebenden Verfahren lassen sich Entzündungen an den Organen erkennen, etwa an Lunge, Herz oder Nieren. Erst nach gesicherter Diagnostik können Ärzte eine Therapie einleiten. Medizinische Versuche, die zahlreichen Entzündungen im Körper Betroffener zu bekämpfen, etwa durch Zytokinantagonisten, also Medikamente auf Basis spezieller Proteine, seien bislang gescheitert, gibt Ley zu Bedenken. „Der einzige spezifische Ansatzpunkt ist die Bekämpfung der ursächlichen Infektion.“ Zur Infektionsbekämpfung gehöre auch eine Antibiotikatherapie, „doch wie der Körper darauf anschlägt, ist nicht immer vorhersehbar“, so Ley.
Dritthäufigste Todesursache in Deutschland
In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 150.000 Menschen eine Sepsis, mehr als 70.000 Menschen sterben daran. Damit ist diese Erkrankung hierzulande die dritthäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Auch wer eine Sepsis überlebt, hat nach Angaben der Deutschen Sepsis Stiftung oft mit Langzeitfolgen wie schneller Erschöpfbarkeit, neurokognitiven Einschränkungen oder sogar dem Verlust von Gliedmaßen zu kämpfen.