Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Schwangerschaft: Warum Alkohol fürs Kind so gefährlich ist

Mittwoch, 8. September 2021 – Autor:
Trinken schwangere Frauen Alkohol, kann das bei ihren Kindern geistige, seelische und körperliche Schäden anrichten, an denen sie ihr ganzes Leben lang leiden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rät deshalb werdenden Müttern, in Schwangerschaft und Stillzeit konsequent alkoholfrei zu leben.
Alkoholische Getränke und das Bild eines Babys mit Nabelschnur.

Wie alle Nährstoffe auch, gelangt leider auch Alkohol über die Nabelschnur direkt in den Körper des Kindes. Die Folge: Blutalkohol auch beim Baby – und die Gefahr von lebenslangen Schäden. – Foto: AdobeStock/freshidea

Schon kleine Mengen Alkohol in der Schwangerschaft gefährden die körperliche und geistige Entwicklung des ungeborenen Kindes. „In der Schwangerschaft gibt es keinen Konsum ohne Risiko“, heißt es in einem Ratgeber der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). „Jedes Glas ist eines zu viel. Denn jetzt ist auch der Organismus des ungeborenen Kindes mit betroffen, der sehr empfindlich auf den Alkoholkonsum der Mutter reagiert.“ Frauen sollten für sich während der gesamten Schwangerschaft konsequent die Null-Promille-Grenze einführen, rät die BZgA anlässlich des „Tages des alkoholgeschädigten Kindes" am 9. September, denn Ungeborene seien während ihrer gesamten Entwicklung gefährdet. Wörtlich heißt es bei der Bundeszentrale: „Das Ungeborene trinkt immer mit.“

Die Nabelschnur vorsorgt das Kind – auch mit Alkohol

In der Schwangerschaft bilden Mutter und Baby eine Einheit, ihre Körper sind über die Nabelschnur und die Plazenta verbunden. Die Nabelschnur versorgt das Ungeborene mit Sauerstoff und allen Nährstoffen, die es zum Wachsen braucht. Auch schädliche Substanzen aus dem Körper der Mutter erreichen das Kind und dessen Blutkreislauf leider genauso schnell und effektiv. „Innerhalb weniger Minuten haben Mutter und Kind denselben Alkoholspiegel“, warnt die BZgA. Während die Aufnahme von Alkohol bei Mutter und Kind fast gleich schnell geschehe, dauere der Abbau des Alkohols beim Ungeborenen erheblich länger. In der Folge dauere auch schädigende Wirkung länger an.

Blutalkohol beim Kind zeitweise höher als bei der Mutter

Alkohol wird hauptsächlich über die Leber abgebaut. Die Leber des ungeborenen Kindes ist aber noch nicht vollständig entwickelt. Deshalb dauert der Alkoholabbau beim Ungeborenen deutlich länger und der Alkoholspiegel sinkt bei ihm viel langsamer als bei der Mutter. Der Alkohol zirkuliert viel länger im Körper des Kindes. Das ist der Grund, weshalb der Blutalkoholspiegel beim ungeborenen Kind sogar eine zeitlang höher sein kann als bei der Mutter selbst.

Schädlicher Alkohol: Zeitpunkt und Menge spielen eine Rolle

Laut Bundeszentrale kann nicht nur regelmäßiges Trinken die Gesundheit des werdenden Kindes schädigen, sondern auch bereits gelegentliches. Neben der Menge an Alkohol, die getrunken wird, hängen die gesundheitlichen Folgen für das Baby auch vom Zeitpunkt in der Schwangerschaft ab, zu dem es dem Alkohol ausgesetzt ist. So steht Alkohol in der Frühphase der Schwangerschaft im Zusammenhang mit schwerwiegenden körperlichen Schäden. Im späteren Verlauf der kann Alkoholkonsum zu Wachstumsstörungen, neurologischen Auffälligkeiten und intellektuellen Entwicklungsstörungen beim Kind führen. Hier drei Schwangerschaftsetappen im Detail:

Erster bis dritter Schwangerschaftsmonat:

In dieser Phase besteht die größte Gefahr für körperliche Fehlbildungen. Durch den Alkohol wird die Zellvermehrung, aber auch die Zellteilung ungünstig beeinflusst, sodass es zu Fehlbildungen kommen kann. Die Entwicklung des Gehirns ist dabei besonders anfällig. Durch die Alkohol-Einwirkung wird das Zellenwachstum im Gehirn gestört und vermindert: Es bleibt in der Entwicklung zurück und ist deutlich kleiner. Die geringere Zahl der Gehirnzellen wird auch mit späteren Entwicklungsstörungen der Kinder in Verbindung gebracht.

Vierter bis sechster Schwangerschaftsmonat:

Auch während dieser Zeit kann Alkoholkonsum zu Wachstumsstörungen führen. Darüber hinaus wächst das Risiko für Fehlgeburten als Folge des Trinkens.

Siebter bis neunter Schwangerschaftsmonat:

Im letzten Drittel der Schwangerschaft kommt es normalerweise zu einem deutlichen Wachstum des Kindes, das durch Alkohol in dieser Phase empfindlich gestört werden kann. Auch das Gehirn vergrößert und entwickelt sich in diesen Monaten stark. Unter Alkoholeinfluss aber vernetzen sich die Nervenzellen nicht miteinander oder sterben sogar ab. Entwicklungsstörungen sind die Folge.

(Quelle: BZgA)

Risiken: Von Sprechproblemen bis zum Herzfehler

Rund 10.000 Kinder kommen jedes Jahr in Deutschland mit psychischen und physischen Gesundheitsschäden auf die Welt, weil die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat. Sie leiden häufig lebenslang an Verhaltensauffälligkeiten wie Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Lern- und Sprachproblemen. Das Krankheitsbild heißt in der Fachsprache „Fetale Alkoholspektrum-Störungen" (FASD). Etwa 3.000 dieser Kinder leiden darüber hinaus am „Fetalen Alkoholsyndrom" (FAS), der schwersten Form: Fehlbildungen des Skeletts, der Extremitäten und des Gesichts sowie Nierenschäden oder Herzfehler können hier hinzukommen.

Drogenbeauftragte: „Unheilbare – aber komplett vermeidbare Erkrankungen“

„Kein Baby sollte heutzutage noch mit einer Alkoholspektrumstörung geboren werden!“, sagt Daniela Ludwig, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung. „FAS und FASD sind vermeidbare, aber unheilbare Erkrankungen, die Kinder ein Leben lang einschränken. Teilweise in einem sehr erheblichen Ausmaß, so dass sie ein Leben lang auf Unterstützung angewiesen sind.“ Die Drogenbeauftragte ruft daher Mütter dazu auf, während der Schwangerschaft und am besten auch während der Stillzeit unbedingt auf Alkohol zu verzichten.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Drogenbeauftragte , Schwangerschaft , Alkohol

Weitere Nachrichten zum Thema „Schwangerschaft“

04.08.2021

In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Anteil der Geburten per Kaiserschnitt in Deutschland fast verdoppelt – auf zuletzt fast 30 Prozent. Der Richtwert der WHO liegt bei 15 Prozent. Geburtsspezialisten der Medizinischen Hochschule Hannover raten jedoch, pro und contra in jedem Einzelfall besonnen gegeneinander abzuwägen. Ein Kaiserschnitt sei „nicht automatisch besser“ und „in vielen Fällen medizinisch nicht notwendig“.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin