Schwangerschaft trotz Biologika möglich
Mehr als 20 Prozent der Frauen mit Rheumatoider Arthritis (RA) erhalten die Diagnose vor dem ersten Kind. Doch die meisten Patientinnen können sich trotz der Erkrankung ihren Kinderwunsch noch erfüllen. Allerdings hängt dies auch vom Schweregrad und vom Verlauf der Erkrankung sowie von der Medikation ab. Viele Medikamente dürfen in der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden. Bei den relativ neuen Biologika war die Lage bisher noch unklar, denn die Auswirkungen einer Biologika-Therapie auf Schwangere und ihre ungeborenen Kinder waren bis vor kurzen noch kaum erforscht worden. Allerdings gab es positive Einzelberichte, die keine negativen Auswirkungen von Biologika bei einer Schwangerschaft zeigten. Eine Auswertung des RABBIT-Registers, einem deutschen Register zur Langzeitbeobachtung der Biologikatherapie bei RA-Patienten, bestätigt nun die positiven Erfahrungen.
Anzahl der Fehlgeburten unter Biologika offenbar nicht erhöht
Seit Mai 2001 werden die Daten von Patienten mit Rheumatoider Arthritis, die eine Biologika-Therapie beginnen, im RABBIT-Register gesammelt. Als Kontrolle dienen die Daten von Patienten, die eine konventionelle DMARD Mono- oder Kombinationstherapie beginnen, nachdem mindestens eine Basistherapie versagt hat. Für die aktuelle Auswertung wurden unter anderem 106 Schwangerschaften bei 88 Patientinnen analysiert. Bei 57 Schwangerschaften war zum Zeitpunkt der Empfängnis ein Biologikum eingenommen worden, in den meisten Fällen ein TNF-Blocker.
Wie sich zeigte, war weder die Rate an Fehlgeburten noch die Anzahl der Fehlbildungen erhöht, wenn die Patientinnen in den ersten Wochen der Schwangerschaft Biologika erhalten hatten. Auch das durchschnittliche Geburtsgewicht der Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft einer Biologika-Einnahme ausgesetzt waren, war nicht niedriger als in den anderen Gruppen. Die mittlere Schwangerschaftsdauer war in allen Gruppen gleich, und unter einer Biologika-Therapie gab es auch keine erhöhte Anzahl der Frühgeburten.
Datenlage noch nicht eindeutig
Die meisten der untersuchten Frauen haben, nachdem ihre Schwangerschaft bekannt geworden war, die Biologika-Therapie abgesetzt, einige haben sie jedoch fortgesetzt. Auch in diesen Fällen gab es keine Hinweise auf eine Erhöhung der Schwangerschaftskomplikationen. Dennoch ist die Datenlage immer noch zu dürftig, um eindeutige Ratschläge zu geben. Ein eventuell doch erhöhtes Risiko für Fehlgeburten oder Missbildungen kann zurzeit noch nicht ausgeschlossen werden.
Da sich der Krankheitsverlauf während einer Schwangerschaft bei etwa 60 Prozent der Patientinnen sowieso verbessert, benötigen viele von ihnen in dieser Zeit keine Therapie. Allerdings tritt bei 90 Prozent der Betroffenen nach der Geburt eine Verschlechterung ein; dann muss über einen erneuten Einsatz einer Therapie nachgedacht werden. Ob unter einer Biologika-Therapie gestillt werden kann, ist bislang ebenfalls nicht ganz klar; es scheint allerdings so, als sei dies ungefährlich für das Kind. Dennoch müssen Ärzte und Patientinnen auch hier Risiko und Nutzen genau abwägen.
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