Schwangerschaft: Folsäure schützt Ungeborene vor Fehlbildungen
Vor Einem haben werdende Mütter und Väter besonders Angst: Dass ihr Ungeborenes im Lauf der Schwangerschaft schwere gesundheitliche Schäden erleidet. Für das Kind kann das eine Behinderungen auf Lebenszeit bedeuten, für Eltern und Familie einen Verlust an Lebensqualität. Ein Beispiel: Rund 800 Kinder kommen in Deutschland jährlich mit einem „Neuralrohrdefekt“ zur Welt. Das bedeutet: Ihr Rückenmark und/oder Gehirn konnte sich nicht normal entwickeln. „Studien zeigen, dass die Einnahme des B-Vitamins Folsäure vor und während der Schwangerschaft dieses Gesundheitsrisiko deutlich senken kann“, heißt es in einer Mitteilung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).
Vitaminpräparate meist unnötig – eine Ausnahme ist Folsäure
Grundsätzlich ist es so: In Deutschland besteht bei ausgewogener und vielfältiger Ernährung bei gesunden Erwachsenen im Allgemeinen keine Notwendigkeit für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. „Eine Ausnahme bildet Folsäure - die synthetische Form des B-Vitamins ‚Folat‘“, so die Einschätzung des BfR. Das Institut empfiehlt Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren – zusätzlich zu einer möglichst folat-reichen Ernährung – Folsäure in Tablettenform einzunehmen. Das Ziel: die Entwicklung und Gesundheit des heranwachsenden Kindes frühzeitig und wirkungsvoll zu unterstützen. Die empfohlene Tagesdosis: 400 Mikrogramm pro Tag.
Folsäure-Einnahme: Der Zeitpunkt ist entscheidend
„Die Einnahme von Folsäure sollte spätestens vier Wochen vor einer Schwangerschaft beginnen und bis zu zwölf Wochen nach eingetretener Schwangerschaft fortgesetzt werden“, heißt es in einer Infobroschüre des BfR. Beginn und Dauer der Folsäure-Einnahme seien dabei entscheidend, denn: Schon etwa drei Wochen nach der Empfängnis beginnt die Entwicklung des Zentralnervensystems, indem das sogenannte Neuralrohr gebildet wird, aus dem sich Rückenmark und Gehirn entwickeln.
Vor allem am Anfang der Embryonalentwicklung wichtig
Entscheidend für eine normale Entwicklung von Rückenmark und Gehirn ist demnach, dass sich das Neuralrohr bis zum Ende der vierten Schwangerschaftswoche vollständig schließt. Erfolgt der Verschluss nicht oder nur unvollständig, spricht man von einem Neuralrohrdefekt, mit zum Teil schweren Folgen für die Gesundheit des Kindes. Alltagssprachlich wird dieser Defekt auch als „offener Rücken“ bezeichnet. „Folsäure ist also vor allem in der Anfangsphase der Embryonalentwicklung wichtig“, so das BfR.
Lebensmittel mit Folsäure gibt es – aber sie genügen nicht
Wegen des überdurchschnittlichen Bedarfs des Körpers an dem Vitamin an, ist deshalb auch in den genannten Zeiten eine bewusstere Lebensmittelauswahl notwendig. Das Bundesinstitut weist darauf hin, dass eine Vielzahl von Lebensmitteln, die im Handel erhältlich sind, mit synthetischer Folsäure angereichert sind. Der Vitaminzusatz ist auf den Produktverpackungen gekennzeichnet. So gibt es zum Beispiel Frühstückszerealien, Milchprodukte und Erfrischungsgetränke, aber auch Speisesalz mit Folsäure. Wer angereichertes Salz im Haushalt verwendet, nimmt mit jedem Gramm Salz 100 Mikrogramm des B-Vitamins zusätzlich auf. Nach Einschätzung des Bundesinstituts sind diese Dosen für eine sichere und flächendeckende Folatversorgung vor und während der Schwangerschaft nicht geeignet – insbesondere, weil die Verzehrhäufigkeiten und -mengen in der Bevölkerung stark schwanken.